CSU: Petzen als politisches Prinzip
Horst Seehofer wehrt sich gegen den Verdacht, er habe Dossiers von Parteifreunden. Wieder brodelt die Gerüchteküche.
<strong>Berlin. Manchmal tut offenbar der Horst Dinge, die der Seehofer nicht gut findet oder umgekehrt. Der Landwirtschaftsminister präsentiert sich zur Zeit seltsam zerrissen. Immer wieder hat Horst Seehofer Fairness im Umgang mit seinen ungeklärten privaten Verhältnissen gefordert und eine "Vernichtungsstrategie" gegen seine Person beklagt. Aber jetzt hat er dem "Stern" mitgeteilt, dass er jede Menge Hinweise zugeschickt bekomme, nach denen einige seiner Parteifreunde ebenfalls einer Zweitfrau zugetan seien. "Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material." Einige in der CSU haben das als Drohung aufgefasst.
Auf diese Weise hat Seehofer erstens sein Leben zwischen zwei Frauen wieder in den Blickpunkt gerückt und zweitens den Anschein erweckt, er würde notfalls auch jemanden denunzieren. So wie er selbst denunziert worden ist, damals im Januar, als Edmund Stoiber im Vorsitz zu taumeln begann und die "Bild" titelte: "Minister Seehofer: Baby mit heimlicher Geliebten!"
Weil Seehofer trotzdem CSU-Chef werden will, hat er seit Monaten ein Problem mit Parteifreunden und der Öffentlichkeit. Nun gab er der "Süddeutschen Zeitung" ein Interview, in dem er alles widerlich fand, was ihm da zugeschickt worden sei. Er habe nicht gedroht und werde auch nichts verwerten.
Aber der Schlamassel ist da, und Seehofer muss sich sogar gegen das Gerücht wehren, er habe dem Markus Söder die Geschichte über dessen uneheliche Tochter in der "Bunten" eingebrockt. Und wenn der Schlamassel da ist, tritt Gabriele Pauli auf, die als Kritikerin von Stoiber zum Opfer von Bespitzelungen geworden ist. Pauli verlangt, dass Seehofer alle Hinweise auf private Affären veröffentlicht. "Wir haben in der CSU eine Doppelmoral."