Der Kampf um eine Einöde namens Falkland
Analyse: Die Briten wollen vor der Inselgruppe Öl fördern. Argentinien läuft dagegen Sturm.
Düsseldorf. Auf den ersten Blick macht die Inselgruppe wenige hundert Kilometer vor der argentinischen Küste nicht viel her: einige karge Felsen, auf denen rund 2500 Einwohner hauptsächlich von Fischfang und Schafzucht leben. Trotzdem lassen Argentinien und Großbritannien im Kampf um diese Einöde einmal mehr die Muskeln spielen. Es geht um Hoheitsrechte, Öl und damit um sehr viel Geld. Experten des Wissenschaftsinstituts British Geological Survey in Edinburgh vermuten auf dem Meeresboden riesige Ölvorkommen. Die Frage ist nur, wem sie gehören. Die Briten eroberten die Falkland-Inseln 1833 und erheben damit Anspruch auf den Schatz in der Tiefsee. Argentinien aber beansprucht die Inselgruppe als Territorium der Provinz Feuerland ebenfalls für sich.
Der Konflikt schwelt seit Jahrzehnten. Als im Frühjahr 1982 die damalige argentinische Militärjunta die Falkland-Inseln besetzte, schickte London den größten Flottenverband seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Briten siegten, doch kostete der 72-tägige Krieg 900 Soldaten das Leben.
28 Jahre später droht sich die Lage erneut zuzuspitzen, denn britische Ölfirmen haben mit Probebohrungen begonnen. Desire Petroleum, eines der Unternehmen, rechnet mit einem Ölvorkommen allein im Norden des Archipels von 60 Milliarden Fass - mehr als die gesamten britischen Reserven in der Nordsee und bei einem Fasspreis von 70 Dollar ein lukratives Geschäft.
Argentinien sieht darin einen Verstoß gegen internationales Recht und nennt die Briten eine "Besatzungsmacht". Das Thema Malvinas - wie die Falkland-Inseln in Südamerika genannt werden - sei keine Laune, sondern "eine Sache der Selbstverteidigung", ließ die Regierung wissen.
So werden Schiffe gestoppt und Debatten darüber geführt, ob der britischen Bank Barclays Regierungsaufträge entzogen werden, weil sie an einer der Ölgesellschaften beteiligt ist. Venezuelas Präsident Hugo Chávez verkündete bereits, Argentinien sei im Falle eines erneuten bewaffneten Konflikts "nicht allein".
1998 waren britische Ölfirmen - unter anderem Shell - schon einmal im Ölrausch vor Falkland. Doch sie gaben das Vorhaben wieder auf, weil das schwarze Gold in einer Tiefe von mehr als 3000 Metern vermutet wurde. Das stellte damals eine zu große technische Herausforderung dar. Zudem standen einem 10-Dollar-Fasspreis Förderkosten in Höhe von 40 Dollar gegenüber.
Ein Krieg wie 1982 gilt heute als unwahrscheinlich. Zum einen, weil die argentinischen Streitkräfte militärisch dazu nicht in der Lage wären. Zum anderen, weil Großbritannien in Afghanistan mehr als gebunden ist.