Erfolgsstory Elterngeld: Kleiner Babyboom
Familien: Die lange umstrittene Beihilfe kommt bei Müttern und Vätern gut an - auch in Bayern.
<strong>Berlin. Noch vor der offiziellen Bilanz gestern durch Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) war die Schlagzeile klar: Das seit Januar gezahlte Elterngeld ist ein Renner. Erst sickerte durch, dass die Mittel dank großer Nachfrage vor allem junger Väter um 130 Millionen Euro aufgestockt werden müssen. Dann verkündet das Statistische Bundesamt eine Trendwende: In den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen in Deutschland erstmals seit 1997 wieder mehr Babys zur Welt. Die veränderte Familienpolitik zeigt Wirkung, meinen selbst Wissenschaftler.
Deutschland gibt jedes Jahr 185 Milliarden Euro für Familien aus
Ob der kleine "Babyboom" - wohl auch dank des Geldsegens vom Staat - nur ein Strohfeuer ist, wird sich noch zeigen. Dies hängt vor allem davon ab, ob der angestrebte massive Ausbau der Kinderbetreuung gelingt.
185 Milliarden Euro gibt der Staat jährlich zur Förderung von Familien und Kindern in der Bundesrepublik aus. Trotz dieser Summe landete Deutschland in Vergleichen regelmäßig auf hinteren Plätzen, etwa bei der Geburtenzahl oder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die skandinavischen Länder haben bereits vor Jahrzehnten erfolgreich auf die wachsende Zahl berufstätiger Mütter reagiert.
Eine "Akademikerförderung" sei das Elterngeld, nörgelten Kritiker. Wer schon wenig habe, bekomme mit dem Elterngeld noch weniger. Von der Leyen meinte nun: "Das Elterngeld erreicht ganz klar die Mitte der Gesellschaft." Ein Drittel der Empfänger habe 300 Euro zusätzlich erhalten. Insgesamt würden Einkommensausfälle zwischen 300 und 1000 Euro ersetzt. Die Union hatte sich vor allem über den "Zwang zum Wickelvolontariat" von Vätern erregt. Nun haben weit mehr junge Männer als erwartet die Chance genutzt, sich Zeit für ihre Vaterrolle zu nehmen. Die Wirklichkeit sei eben oft anders, meinte von der Leyen und schob einen kleinen Seitenhieb auf die CSU nach: Die höchste Beteiligung von Vätern komme - neben Spitzenreiter Berlin - aus Bayern.
Einig war sich die Kritikerriege vor allem darin, dass es beim Einstieg ins "Kinderland Deutschland" mit dem Elterngeld allein nicht getan sei. Entscheidend sei, was nach den 12 oder 14Monaten Erziehungszeit kommt. Um Beruf und Familie in Einklang zu bringen, müssten ausreichende Krippenplätze und Tagesmütter zur Verfügung stehen.
Krippen Union und SPD haben sich darauf verständigt, das Angebot von Kita-Plätzen bis zum Jahr 2013 deutlich aufzustocken. Alleine in NRW sind riesige Investitionen notwendig. Hier lag die Krippen-Quote bei drei+ Prozent. Aber nicht nur die Opposition ist sich sicher, dass die Rückkehr an den Arbeitsplatz schwer bleiben dürfte.