FDP: Der Trend stand gegen uns
Wahlparty: Enttäuschte Liberale ärgern sich über die Bundespolitik.
Düsseldorf. Die Wahlparty ist für einige Liberale schon beendet, bevor sie begonnen hat. "Wir können nach Hause gehen", sagt ein FDP-Mitglied, das sich nach der ersten Prognose um 18 Uhr schnell gefasst hat - dreht sich um und geht tatsächlich. Die meisten anderen FDP-Anhänger schauen noch immer mit kaum verborgener Enttäuschung auf die Bildschirme. Einige schütteln den Kopf, andere beeilen sich zu sagen, dass das ja zu erwarten war, wieder andere versuchen es mit Galgenhumor: "Hey, wir haben doch sogar etwas zugelegt!"
"Für die Landespolitik haben wir dieses Ergebnis sicher nicht bekommen", sagt der Düsseldorfer Christian Köster. "Wir haben in NRW doch sehr solide Regierungsarbeit geleistet." Der Bundestrend sei schuld an dem mageren Ergebnis, darin ist er sich mit allen einig, die heute Abend in die Brauerei "Zum Schiffchen" gekommen sind. Nur bei der Frage, wie dieser Trend zustande gekommen ist, scheiden sich unter den Liberalen die Geister. "Ich denke, vieles in der Bundesregierung wurde in den Medien deutlich schlechter dargestellt, als es ist", meint Köster.
Das sieht Thomas Rang, Chef des FDP-Ortsvereins Oberkassel, anders: "Dafür ist die Politik in Berlin schon selbst verantwortlich. In der Steuerpolitik hätte man konkreter sagen müssen, wo Ausgaben verringert werden sollen. Es ist bitter, dass wir das ausbaden müssen, obwohl in NRW gute Politik gemacht wurde."
FDP-Spitzenkandidat Andreas Pinkwart lässt die Anhänger nicht lange allein mit ihrem Frust. Schon eine halbe Stunde nach der ersten Prognose trifft er ein, und als er im Scheinwerferlicht der Kameras auftaucht, brandet doch noch Applaus auf. Gequält lächelnd bahnt sich Pinkwart seinen Weg durch die Menge, doch viel Trost hat er nicht für die Anwesenden. "Wir haben unser Wahlziel nicht erreicht", räumt er unumwunden ein. "Wir haben hart gekämpft, aber der Trend stand gegen uns."
Wer für diesen Trend verantwortlich sein könnte, sagt Pinkwart nicht. Auf klare Kritik in Richtung Berlin verzichtet er, verweist nur darauf, dass es nicht gelungen sei, den Bürgern die landespolitischen Erfolge zu vermitteln. Der bisherige Innenminister Ingo Wolf hält es genauso. "Dies ist kein Abend für Schuldzuweisungen", sagt er gegenüber Journalisten. Nach einem kurzen Auftritt verschwindet Pinkwart wieder. Zurück bleiben frustrierte Anhänger und gelbe Blumensträuße, die heute keinen Abnehmer gefunden haben.