Interview: Johannes Vogel - „Ich trauere dem Guido-Mobil nicht nach“
Der Chef der Jungen Liberalen (Julis), Johannes Vogel, will mit ernsthafter Politik junge Leute für die FDP begeistern.
Düsseldorf. WZ: Herr Vogel, auch wenn es bei der FDP nicht so dramatisch ist wie bei den großen Parteien - sie hat Schwierigkeiten, junge Leute als Mitglieder zu gewinnen.
Vogel: Die FDP braucht ein Themenspektrum, von dem junge Leute angesprochen werden. Die FDP ist sehr gut in der Wirtschaftspolitik aufgestellt. Aber das reicht nicht. Wir brauchen auch, wie es jetzt bereits passiert, ein starkes Engagement in Sachen Bürgerrechte. Das mobilisiert junge Leute enorm.
WZ: Warum gerade junge Leute?
Vogel: Junge Leute nutzen neue Medien wie Handys und Computer intensiver und sind daher unmittelbar betroffen, wenn der Staat Daten überwacht und speichert. Ein weiteres Thema ist der Umweltschutz und der Klimawandel. Da sind wir noch nicht so zufrieden mit der FDP wie bei den Bürgerrechten.
WZ: Das klingt nach Jamaika. Sind gelb-grüne Koalitionsmodelle für junge Leute besonders attraktiv?
Vogel: Alles ist attraktiver als die Große Koalition.
WZ: Nun sind Sie ja nicht gerade ein typischer Repräsentant der Jugend. Wie gelingt es Ihnen, junge Leute für Politik zu interessieren, die im Zweifel lieber Partys besuchen?
Vogel: Politik muss schon Politik bleiben. Wir können auch kräftig feiern, aber mit dem Feiern allein ist es nicht getan. Wer zu uns kommt, der hat schon eine gewisse Schwelle überschritten: Der hat erkannt, dass Politik einfach jeden betrifft, ohne dass das staubtrocken sein muss.
WZ: Und vielleicht, dass man manchmal persönlich weiterkommt, wenn man sich in einer Partei engagiert. Sind die Julis noch immer ein Club von Karrieristen?
Vogel: Nein, das weise ich zurück. Wir sind der Stachel im Fleisch der FDP. Nehmen Sie das Beispiel Wehrpflicht: Wir treten schon lange dafür ein, dass die Wehrpflicht abgeschafft wird. Dass junge Männer gezwungen werden, Wehr- oder Zivildienst zu leisten und so begrenzt ihre Freiheit opfern müssen, treibt die Betroffenen um. Wir haben durch Beharrlichkeit unsere Position in der FDP - gegen Widerstände - durchgesetzt.
WZ: Das klingt nach einer neuen Ernsthaftigkeit, für die junge Liberale früher weniger standen. Trauern Sie den Spaß-Wahlkampfzeiten gar nicht nach? FDP-Chef Guido Westerwelle hat sein "Guido-Mobil" und die 18-Prozent-Schuhe ja längst eingemottet.
Vogel: Ich trauere dem Guido-Mobil und dem "Projekt 18" nicht nach. Solche Dinge dürfen nicht zum Selbstzweck verkommen; sie können nur einen Rahmen darstellen für anspruchsvolle Inhalte.
WZ: Hat Westerwelle damals überzogen?
Vogel: Zum Ende hin schon.