Analyse: Der steinige Weg Allahs in die deutschen Schulen
NRW will aus einem Versuch ein reguläres Fach machen. Aber es gibt Probleme.
Düsseldorf. Wenn Islam und Schule in einem Atemzug genannt werden, geht es meist um Probleme: um Lehrerinnen, die Kopftuch tragen oder um muslimische Mädchen, die weder an der Sportstunde noch an Klassenfahrten teilnehmen. Intensiver denn je wird deshalb diskutiert, wie mit einer religiösen Minderheit umzugehen ist, die ihre Rechte zunehmend selbstbewusst einfordert. Daran knüpft sich die nächste Frage an: Soll islamische Religion als ordentliches Schulfach eingeführt werden? Ja, sagen NRW-Landesregierung und Opposition in ungewohnter Eintracht. Das Fach sei ein wichtiger Bestandteil der Integration, meint Günter Winands, Staatssekretär im Schulministerium. Daher wurde schon 1999 unter rot-grüner Ägide der Versuch "Islamkunde in deutscher Sprache" ins Leben gerufen. Inzwischen machen rund 120 Schulen mit 8600 Schülern mit. "Die Eltern nehmen das Angebot an. Sie wollen für ihre Kinder ein festes moralisches Wertegerüst", sagt Winands. Mehr als ein Signal ist es indes nicht. Denn in NRW sind 300 000 der 2,9 Millionen Schüler Moslems. Zudem ist der Unterricht nicht bekenntnisorientiert, die Lehrer dürfen nur über Allah informieren - weshalb die religiöse Erziehung zuvorderst in den zahllosen Koranschulen stattfindet und somit fernab staatlicher Kontrolle. Das nährt Befürchtungen, dass dort auch fundamentalistische und islamistische Doktrin vermittelt werden.
Islamunterricht muss auf dem Grundgesetz fußen
Umso mehr ist NRW daran gelegen, ein reguläres Fach einzurichten. Ein Fach, das von in Deutschland ausgebildeten Lehrern unterrichtet wird, dessen Lehrplan unter deutscher Schulaufsicht steht und vor allem auf dem Grundgesetz fußt. Winands: "Ich habe muslimische Lehrbücher gesehen, bei denen wir Probleme hätten, diese mit unserer Verfassung in Einklang zu bringen." Doch es gibt weitere Hindernisse. Das Fach benötigt einen Lehrplan, den die Schulbehörden mit muslimischen Vertretern erarbeiten. "Wir wissen aber nicht, mit wem wir uns abstimmen sollen." Denn der Islam kennt keine Kirche, die Muslime sind zersplittert in Glaubensrichtungen. Laut Winands brauche die Regierung aber einen Ansprechpartner, der von den Dachorganisationen der Muslime legitimiert sei.Für Asiye Köhler vom Zentralrat der Muslime ist dies nur ein Vorwand: "Wir haben alle Vorleistungen erbracht und einen Koordinierungsrat aller Dachverbände gegründet." Jetzt sei das Land am Zug. Das plant Schulversuche in Duisburg und Köln noch in dieser Legislaturperiode.