Prozess in Köln Erste Verurteilung wegen Sexualdelikts in der Silvesternacht

Köln (dpa) - Ein halbes Jahr nach den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht ist erstmals ein Täter wegen eines Sexualdelikts verurteilt worden.

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Das Amtsgericht Köln sprach am Donnerstag einen 21 Jahre alten Iraker wegen sexueller Nötigung schuldig und verhängte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung nach dem Jugendstrafrecht. Ein 26 Jahre alter Algerier wurde ebenfalls zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, weil er sich nach Überzeugung des Gerichts der Beihilfe zur sexuellen Nötigung und der versuchten Nötigung schuldig gemacht hatte.

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Eine 27 Jahre alte Frau schilderte vor Gericht, wie sie gemeinsam mit ihrem Verlobten und einer Freundin zum Jahreswechsel nach Köln gekommen war. Erst hätten die beiden Angeklagten freundlich um ein Foto mit ihr und ihrer Freundin gebeten. „Dann wurden das kurze Zeit später immer mehr Leute“, berichtete sie. Sie seien umringt und abgedrängt worden. Man habe ihr an den Po und in den Schritt gegriffen, erinnerte sich die Frau unter Tränen. Ihre 20 Jahre alte Freundin sagte, dass sie von dem jüngeren der beiden Angeklagten festgehalten und auf den Mund geküsst worden sei. Schließlich habe er ihr durch das Gesicht geleckt.

Der Verlobte sagte aus, dass der ältere Angeklagte ihm 5000 Euro geboten habe, um „mit meinen Begleiterinnen sexuell aktiv werden“ zu können. Zudem habe der Angeklagte gesagt: „Give me the girls oder tot“. Das wertete das Gericht als versuchte Nötigung. Der jüngere Angeklagte zeigte Reue. Übersetzt von einem Dolmetscher, sagte er: „Ich entschuldige mich für die Sachen, die passiert sind.“

Beide Täter waren zuvor strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. „Ihnen soll die Chance zur Bewährung gewährt werden“, sagte der Vorsitzende Richter. Neben der Bewährungsstrafe verhängte das Gericht für den Jüngeren auch noch 80 Stunden soziale Arbeit.

An Silvester waren in Köln Frauen massenhaft drangsaliert, ausgeraubt oder sexuell belästigt worden. Rund 1200 Anzeigen liegen vor, davon rund 500 wegen Sexualstraftaten. Die Kölner Staatsanwaltschaft beziffert die Zahl der Beschuldigten aktuell auf mehr als 200. Die meisten kommen aus Algerien und Marokko.

Bislang hatte es noch kein Verurteilung wegen eines Sexualdelikts gegeben. Die juristische Aufarbeitung gilt als schwierig, weil die Zustände auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof chaotisch waren. Im Mai war ein wegen versuchter sexueller Nötigung Angeklagter freigesprochen worden, weil ihn das Opfer nicht wiedererkannte.

Auch als Konsequenz aus den Vorfällen von Köln verabschiedete der Bundestag am Donnerstag eine Verschärfung des Sexualstrafrechts. Ergänzt wurde unter anderem der Straftatbestand sexueller Angriffe aus einer Gruppe heraus.