Logistische Großaktion Einsturzgefährdetes Gefängnis in Münster wird geräumt

Die Anordnung kam überraschend. Bis Freitagmittag müssen mehr als 500 Häftlinge das einsturzgefährdete Gefängnis in Münster verlassen. Ein großer logistischer Aufwand.

Das einsturzgefährdete Gefängnis in Münster muss rasch geräumt werden.

Foto: Friso Gentsch

Münster (dpa). Das einsturzgefährdete Gefängnis in Münster wird seit Donnerstag, 10 Uhr, eräumt. „Es gibt für solche Fälle einen Notfallplan, der läuft jetzt an“, sagte der Leiter der Justizvollzugsanstalt, Carsten Heim. Busse sollen die 515 Häftlinge in andere Haftanstalten bringen - unter anderem nach Coesfeld und Krefeld. Auch in der stillgelegten Haftanstalt von Mönchengladbach könnten demnächst „Kapazitäten reaktiviert“ werden. Der erste Bus wurde gegen 10.00 Uhr in Münster erwartet.

Das nordrhein-westfälische Justizministerium übernimmt die Koordinierung der Gefangenentransporte und entscheidet, in welche Anstalten wie viele Häftlinge verlegt werden. „Das ist für die Häftlinge auch ein Einschnitt“, sagte Heim. „Sie haben hier in Münster eine Arbeit, sind hier zur Schule gegangen. Das ist sehr unglücklich, aber das können wir leider nicht ändern.“

Bis Freitagmittag soll die Räumung laufen. „Das sorgt natürlich hier auch für Aufregung“, sagte Heim. Der Gefängnis-Leiter geht davon aus, dass der Notfallplan funktioniert: „Wir haben ja die Frist bis Freitag. Das muss gehen und das wird gehen.“

Am Mittwoch hatte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW das Mietverhältnis mit dem Justizministerium fristlos gekündigt. „Ein aktuelles Gutachten sieht eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein spontanes Versagen der Statik“, begründete ein BLB-Sprecher den Schritt. Teile des denkmalgeschützten Gebäudes mitten in der Stadt sind mehr als 160 Jahre alt. Es gehört damit zu den ältesten Gefängnissen in Deutschland.

Für das Justizministerium kam die Entscheidung überraschend: Zwar werde das Gebäude wegen Baufälligkeit seit Monaten mit Sensoren überwacht, noch in der vergangenen Woche habe jedoch kein akuter Handlungsbedarf bestanden, hatte Ministeriumssprecher Marcus Strunk gesagt. „Uns stehen aber genügend Hafträume zur Verfügung.“

Der BLB sucht schon seit Jahren vergeblich nach einem Gelände für einen Neubau in Münster. Einen Grundsatzbeschluss für einen Neubau gibt es bereits seit dem Jahr 2012.