NRW rutscht im Bildungsranking der Länder weiter ab: Platz 15

Zu große Klassen, überfüllte Hörsäle, und die Versorgungsschere auf dem Arbeitsmarkt - NRW hat viele Probleme rund um Bildung und Ausbildung. Einiges wird zwar besser - in anderen Ländern geht es aber schneller voran.

Foto: Offizielles NRW-Landeswappen von der Staatskanzlei

Köln (dpa) - Nordrhein-Westfalen ist bei einem Bildungsvergleich auf den vorletzten Platz unter allen Bundesländern abgerutscht. Im „Bildungsmonitor 2014“ des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegt NRW nur noch Platz 15 - nach Platz 13 im vergangenen Jahr. Das Institut hatte insgesamt 93 Bildungsindikatoren ausgewertet. Auf dem allerletzten Platz landete NRW bei den Betreuungsbedingungen in Schulen und Hochschulen sowie in der beruflichen Bildung mit zu vielen Suchenden oder Gescheiterten. In Einzelbereichen stellte das IW aber auch Verbesserungen fest.

Platz 1 des gesamten Bildungsmonitorings erreichte Sachsen, gefolgt von Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. Auf dem letzten Platz landete Berlin. Der bundesweite Vergleich soll an diesem Dienstag veröffentlicht werden. Der Bildungsmonitor im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erscheint in diesem Jahr zum elften Mal. Ausgewertet wurden überwiegend Daten aus den Jahren 2012 und 2013; eigene Erhebungen nahm das Institut nicht vor.

Eine Sprecherin des Schulministeriums teilte auf Anfrage mit, dass die Ergebnisse des Bildungsmonitors für die Landesregierung nicht zufriedenstellend sein könnten. Es werde aber weiter daran gearbeitet, Kindern und Jugendlichen neue Bildungschancen zu eröffnen: Trotz rückläufiger Schülerzahlen blieben die Lehrerstellen im System. „Erstmals sinken die Richtwerte für weiterführende Schulen von durchschnittlich 28 auf 27 Schüler.“ In der Grundschule werde ein Mittelwert von 23 erreicht. Die FDP-Opposition kritisierte dagegen, die rot-grüne Regierung sei mit ihrem Anspruch eines sozial gerechten Schulsystems gescheitert.

Laut Bildungsmonitor hatte NRW 2012 an den allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I - ohne Gymnasien - und an Universitäten die schlechtesten Betreuungsrelationen in ganz Deutschland. Dennoch seien im Verlauf der vergangenen Jahre deutliche Verbesserungen erzielt worden, stellt das INSM fest.

So habe sich etwa die Schüler-Lehrer-Relation an allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I zwischen 2005 und 2012 von 17,4 auf 15,4 verbessert (Bundesdurchschnitt: 14,1). Ein Minus bleibe aber, dass NRW weiterhin die größten Klassen aller Bundesländer habe. Am ungünstigsten ist die Betreuungssituation der Studie zufolge an den Hochschulen geblieben: Auf eine Lehrkraft kamen in NRW 2012 rechnerisch 27 Studierende (Bundesdurchschnitt: 17). 2003 waren es allerdings sogar 29,5.

Von den Flächenländern hatte NRW auch den höchsten Anteil an Schülern mit wesentlichen Bildungsdefiziten zu verzeichnen. Dafür wies NRW 2012 mit 5,1 Prozent aber einen relativ niedrigen Anteil an Schulabsolventen ohne Abschluss auf (bundesweit: 5,8 Prozent). Außerdem auf der Haben-Seite: Mit 81,8 Prozent hat NRW einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Grundschülern, die bereits in Fremdsprachen unterrichtet werden (bundesweit: 68,9 Prozent). Damit erreichte NRW im Bereich „Internationalisierung“ Platz 5.

Zu den Stärken des Landes zählen demnach außerdem Integration und „Zeiteffizienz“: In NRW wurden weniger Grundschüler als im Bundesdurchschnitt verspätet eingeschult und weniger Jugendliche lösten vorzeitig ihren Ausbildungsvertrag auf.

Schlechter als die meisten anderen Länder bewältigt NRW aber die Fachkräftesicherung: Unter dem Schnitt blieb die Erwerbstätigenquoten von Frauen (68,2 gegenüber 72,3 Prozent) und Älteren (60,3 gegenüber 63,5 Prozent). Außerdem investiert das Land demnach zu wenig in Forschung und Entwicklung und gewinnt nicht genügend qualifizierte Zuwanderer.

Eine große Herausforderung für NRW ist aus Sicht der Wirtschaft die Anpassung der wachsenden Zahl unbesetzter Stellen und der 2013 ebenfalls gestiegenen Zahl unversorgter Bewerber.