Wenn der Pflegefall plötzlich kommt Pläne von NRW-Gesundheitsminister - Für ein paar Tage zur Kurzzeitpflege ins Krankenhaus

Düsseldorf · NRW-Gesundheitsminister Laumann (CDU) will die Zahl der Plätze für die Kurzzeitpflege erhöhen. Ein erster Vertrag für die „Kurzzeitpflege im Krankenhaus“ ist unterschrieben.

 NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Es ist eine ganz alltägliche Situation, doch sie kann die Betroffenen in große Not bringen: Die stationäre Behandlung im Krankenhaus ist abgeschlossen, der Patient muss entlassen werden. Er ist aber noch lange nicht so fit, dass er auf sich allein gestellt zurechtkommen kann. Und zu Hause hat er auch niemanden, der ihm im Alltag hilft, wieder auf die Beine zu kommen. Er braucht also dringend eine Anschlussversorgung. Angesichts eines knappen Angebots ist das kein leichtes Unterfangen. Oder dieser Fall: Eine selbst schon ältere Frau pflegt ihren noch älteren Ehemann. Nun wird sie plötzlich selbst krank, fällt für zwei Wochen aus. Was ist mit ihrem Mann, wer pflegt ihn?

Den Luxus eines Einbettzimmers darf man aber nicht erwarten

Zwei Fälle, in denen eine häusliche Pflege nicht möglich ist, die der Gesetzgeber aber durchaus bedacht hat. Solcherart Pflegebedürftige haben einen Anspruch auf Kurzzeitpflege bis zu 28 Tagen. Der Haken an der Sache: Es gibt nicht genug solcher Kurzzeitpflegeplätze. Bislang werden Leistungen der Kurzzeitpflege in normalen Pflegeheimen oder in speziellen Kurzzeitpflegeeinrichtungen erbracht. Doch die Plätze reichen nicht aus, um der Nachfrage gerecht zu werden. Was NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor knapp einem Jahr auf die Idee brachte: Warum nicht ungenutzte Krankenhausbetten für solche Fälle nutzen?

In Gesprächen zwischen Pflegekassen, Krankenhausgesellschaft, Kassenärztlichen Vereinigungen und den Medizinischen Diensten der Krankenversicherung ist nun das Modellvorhaben „Kurzzeitpflege im Krankenhaus“ vereinbart worden. Am Donnerstag wurde der erste entsprechende Vertrag mit einem Krankenhaus abgeschlossen:  Das Evangelische Krankenhaus Mülheim wird die erste Klinik sein, die bis zu zehn Kurzzeitpflegeplätze anbieten wird. Und zwar in einem eigenen Pflegetrakt. Krankenhaus-Geschäftsführer Nils Krog sieht die Kooperation als gutes Beispiel für neue Strukturen im Gesundheitswesen: „Bisherige starre Grenzen zwischen den Sektoren müssen überwunden und die Verzahnung im Sinne des Patienten gefördert werden.“

Weitere  80 Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen haben ihr Interesse bekundet, an dem Modellprojekt teilzunehmen. Würden all diese mitmachen, so gäbe es damit etwa 800 neue Kurzzeitpflegeplätze. Gesundheitsminister Laumann hofft auf möglichst viele entsprechende Verträge mit den Krankenhäusern. Diese erhalten den gleichen Vergütungssatz, der auch im Pflegeheim bezahlt wird.

Anderer Standard als im Pflegeheim

Bei der Kurzzeitpflege in Krankenhäusern wird es in der Regel keine Umgestaltung oder Umbauten der Krankenzimmer geben, die zu Pflegenden müssen sich mit Zweibettzimmern abfinden. Laumann dazu: „Natürlich ist das nicht der Standard eines Pflegeheims, das kann ich von einem Krankenhaus aber auch nicht erwarten.“

Laumann betonte: „Krankenhäuser haben oftmals freie Betten und die entsprechende Infrastruktur, auch wenn diese nicht der eines Pflegeheims entspricht. Aber es ist doch jedenfalls eine Struktur, wo die Menschen versorgt sind.“ Schließlich blieben sie dort ja nicht monatelang, sondern allenfalls vier Wochen.

Natürlich gibt es auch noch Probleme. Wie etwa die Tatsache, dass die Krankenhausärzte dann aus rechtlichen Gründen nicht automatisch die medizinische Versorgung der zu Pflegenden mit übernehmen können, sondern dass dann niedergelassene Ärzte hinzugerufen werden müssen. Laumann findet das „wirklich verrückt“, wie er sagt, aber geändert werden könne dies nur durch eine neue gesetzliche Regelung.

Trotzdem soll es jetzt auch erst einmal so losgehen. Der Gesundheitsminister sagte, er wundere sich, „dass keiner vor mir auf die Idee gekommen ist, das zu machen“. Inzwischen hätten seine Gesundheitsminister-Kollegen aus den anderen Bundesländern signalisiert, dass sie das auch machen wollen. Er wisse sehr wohl, dass es nicht die Lösung aller Probleme im Pflegebereich sei, durchaus aber eine pragmatische Lösung, um Menschen in einer schwierigen Situation zu helfen.