schulradar.de: Die Lieblingsschule auf einen Klick
Das Norbert-Gymnasium Knechtsteden in Dormagen liegt NRW-weit auf Platz eins.
Dormagen. Das Norbert-Gymnasium Knechtsteden ist die beste Schule in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit steht sie immerhin auf Rang fünf - gleichauf mit dem berühmten Schloss Salem. Zumindest laut schulradar.de. Seit Anfang April online, ermöglicht das Portal nicht nur Schülern, sondern auch Eltern, Schulen und Lehrer zu bewerten, in Foren zu diskutieren oder Fotos der Schule ins Netz zu stellen - von der Turnhalle bis zu den sanitären Einrichtungen.
Hervorgegangen ist schulradar.de ausgerechnet aus der etwas grellen, etwas halbstarken, dennoch mit 850000 Mitgliedern speziell bei Jugendlichen höchst beliebten Internetseite spickmich.de. Bernd Dicks, einer der vier Betreiber des Portals, sieht schulradar.de dennoch als konsequente Fortführung.
"Schon spickmich.de ist nicht auf Krawall gebürstet." Schließlich würden auch dort nicht nur Lehrer, sondern auch die Schulen selbst benotet. Und da seien die Kriterien (beispielsweise "technische Ausstattung", "Unterrichtsausfall" und "AG-Angebote") so servicenah, dass sich auch viele Eltern bei spickmich.de einloggen, um zu entscheiden, auf welcher weiterführenden Schule sie ihr Kind anmelden. "Am Ende waren es so viele Eltern, dass wir uns entschieden haben, speziell für diese Zielgruppe eine ganz eigene Seite zu entwickeln."
Dabei herausgekommen ist schulradar.de. Bislang hatte die Seite laut Dicks mehr als 200000 Besucher, etwa 18000 Elternteile sind bereits angemeldet. Sie können bislang 36000 Schulen, etwa 95Prozent der Einrichtungen bundesweit, bewerten. Der größte Teil der Benotungen sind aus spickmich.de eingeflossen. "Täglich kommen aber viele tausend direkt bei schulradar.de dazu."
Anruf bei Josef Zanders, Schulleiter des Norbert-Gymnasiums: Von Euphorie keine Spur. Der 61-Jährige gibt nicht viel auf das Internetranking. "Letztlich sind das nur Stichproben und daher wenig repräsentativ", sagt er abweisend. "Aus meiner Sicht ist das Verfahren nicht seriös - schließlich weiß bei Schulradar niemand wirklich, wer da abgestimmt hat."
Klar, die Ausstattung am Norbert sei schon besser als an vielen anderen Schulen. Das Medienzentrum zählt er auf, die Sportanlagen, die Akademie für Jungmanager in Zusammenarbeit mit der IHK. Zanders wiegelt ab. "Leuchtturmprojekte." Auch wenn der Pädagoge sich gegen schulradar.de sträubt - mit der Beschreibung seiner Schule ist er dicht dran an der Bewertung von Eltern und Schülern in dem neuen Portal.
"Ich besuche richtig gerne das Norbert-Gymnasium", sagt Lena Unterberg. Die 18-Jährige macht dort gerade Abitur. "Die Schule liegt ganz ruhig mitten im Grünen, der Altbau ist komplett renoviert, die Klassenzimmer super und fast alle mit Beamern ausgestattet."
Gut gefällt Lena auch das breite Angebot - von der Musical- bis zur Jazz-AG. "Ungewöhnlich ist bestimmt, dass die Lehrer uns sehr früh Verantwortung übergeben. Beispielsweise für die Organisation unserer Forumveranstaltungen, bei denen alles - von der Betreuung der Künstler über die Technik bis zum Catering - von Schülern gemanagt wird."
Auch ihre Mutter Petra Unterberg, Realschullehrerin in Dormagen, ist begeistert: "Meine drei Kinder haben am Norbert das Lernen gelernt." Dennoch glaubt auch sie nicht daran, dass schulradar.de verbindlich Auskunft über eine Schule geben kann. "Die Kontrollen sind zu lasch."
Mitbetreiber Dicks widerspricht. Sicherlich habe es auch Ausreißer gegeben. "Aber wenn es durchgehend Sechser für eine Schule hagelt, nehmen wir die Benotung raus." Im Gegenteil. Schon bei spickmich.de habe sich gezeigt, dass die Schüler ihre Lehrer weitgehend richtig beurteilen.
"Sonst würde der Notenschnitt bei den Lehrern sicherlich nicht bei 2,7 liegen." Auf diese Weise biete schulradar.de eine wichtige Ergänzung für die Eltern-Entscheidung, welche weiterführende Schule die richtige für ihr Kind sei. Übrigens sah sich auch Realschullehrerin Petra Unterberg zunächst als Opfer bei spickmich.de: "Weil ich nicht auftauchte!"