Streit im SPD-Wahlkampf: Steinbrück rügt Gabriel

Kanzlerkandidat unterstellt seinem Parteichef mangelnde Loyalität und geht öffentlich auf Konfrontationskurs.

Berlin. Spannungen zwischen Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Parteichef Sigmar Gabriel belasten den Start der SPD in die heiße Wahlkampfphase. Vor einem Parteikonvent in Berlin unterstellte Steinbrück Gabriel indirekt mangelnde Loyalität. Nur eine Bündelung aller Kräfte ermögliche es der SPD, die Bundesregierung abzulösen, sagte er dem „Spiegel“. „Ich erwarte deshalb, dass sich alle — auch der Parteivorsitzende — in den nächsten 100 Tagen konstruktiv und loyal hinter den Spitzenkandidaten und die Kampagne stellen.“

Hintergrund ist wohl eine Sitzung der Fraktion am vergangenen Dienstag, in der Gabriel sich nach Steinbrücks Lesart gegen ihn gestellt habe. Es ging um die Haltung zur europäischen Bankenunion. Steinbrück warb für ein Ja, zehn Abgeordnete waren dagegen. Nach Angaben von Teilnehmern warb Gabriel für ein intensives Beschäftigen mit den Einwänden. Zudem soll der Parteichef mehr Wahlkampfeinsatz gefordert haben.

„Situationen wie am vergangenen Dienstag in der Fraktion dürfen sich nicht wiederholen“, sagte Steinbrück nun. Gabriel versuchte am Sonntag bei dem Konvent, den Konflikt zu entschärfen. „Es gibt zwischen uns keine Streitereien.“ Gelegentlich gebe es im Wahlkampf Spannungen und Reibungen. „Reibung erzeugt Wärme“, sagte Gabriel und betonte: Wenn der Kanzlerkandidat meine, er müsse den Parteivorsitzenden in den Senkel stellen, dann dürfe er das auch ruhig einmal tun.

Der schleswig-holsteinische SPD-Vorsitzende Ralf Stegner ermahnte beide Politiker zu Geschlossenheit. „Unser Gegner heißt Schwarz-Gelb.“ Red