TV-Duell: Obama punktet gegen McCain

Vier Wochen vor der US-Präsidentenwahl hat der demokratische Kandidat Barack Obama in der zweiten TV-Debatte einen Punktsieg gegen seinen republikanischen Konkurrenten John McCain erringen können.

Washington. Vier Wochen vor der US-Präsidentenwahl hat derdemokratische Kandidat Barack Obama in der zweiten TV-Debatte einenPunktsieg gegen seinen republikanischen Konkurrenten John McCainerringen können. Dies ist das Ergebnis von ersten Umfragen und derTenor der US-Kommentatoren. Obwohl im Vorfeld der Debatte derWahlkampf zuweilen zu einer Schlammschlacht zu werden drohte, gab esam Dienstagabend in Nashville (Tennessee) nicht die befürchtetenTiefschläge und persönlichen Angriffe.

McCain, der in den Umfragen zur Präsidentenwahl am 4. November mit acht Prozent hinter Obama zurückliegt, suchte in der Debatte wie erwartet die Offensive und machte auch neue politische Vorschläge. Es gelang ihm aber nicht, den Trend zu seinen Gunsten umzukehren. Nach einer Blitz-Umfrage des Nachrichtensenders CNN sahen 54 Prozent der Zuschauer Obama vorn, nur 30 Prozent McCain. Insbesondere bei dem zentralen Thema der gegenwärtigen Wirtschaftskrise nannten 59 Prozent Obama den besseren Kandidaten, nur 37 Prozent wählten McCain.

Auch eine Umfrage des Senders CBS bei noch nicht entschiedenen Wählern sah Obama mit 39 Prozent vor McCain, der nur auf 27 Prozent kam.Eine Zuschauerumfrage des konservativen Senders Fox News ergab zwar Vorteile für den Republikaner, allerdings sprachen im Auftrag des Senders von einem Meinungsforschungsinstitut eingeladene Wähler ebenfalls Obama den Sieg zu. "McCain war gut, aber nicht gut genug", gestand der republikanische Ex-Bildungsminister und Publizist William Bennet ein. "Barack Obama hat gewonnen (...) die Menschen quer durchs Land freunden sich immer mehr mit den Vorstellungen eines Präsidenten Obama an", kommentierte der demokratische Publizist Bob Shrum im Sender NBC.

Auch das konservative "Wall Street Journal" meinte zu McCain, "dies war nicht genug, um die Dynamik des Wahlkampfs zu verändern".McCain versprach den US-Bürgern, dass er als Präsident mit einem Milliardenprogramm allen Hausbesitzern helfen werde, die von einer Zwangsversteigerung bedroht sind. "Ich würde anordnen, dass der Finanzminister alle faulen Hypotheken aufkauft, (...) damit die Leute in ihren Häusern bleiben können", sagte McCain. Das werde sehr teuer, sei aber die einzige Chance, die Wirtschaft wieder zu stabilisieren. "Dies ist mein Vorschlag, es ist nicht Senator Obamas Vorschlag", betonte der 72-Jährige.Das 90-minütige TV-Duell stand weitgehend im Zeichen der schweren US-Finanzkrise.

Obama bezeichnete die Probleme als ein "endgültiges Urteil über acht Jahre verfehlter Politik" des republikanischen Präsidenten George W. Bush, die auch McCain unterstützt habe. McCain habe sich stets für Deregulierung eingesetzt und nichts dagegen tun wollen, "dass die Märkte verrückt spielen". Der Republikaner beschuldigte Obama, von den maroden staatlich geförderten Immobilien- Giganten Fannie Mae and Freddie Mac hohe Wahlkampfspenden bekommen und gleichzeitig im Senat eine bessere Kontrolle der Unternehmen verhindert zu haben. Auf Fragen, wen sie im Fall eines Wahlsieges als Finanzminister berufen würden, erwähnten beide den Milliardär Warren Buffett als Kandidaten, lehnten aber eine Festlegung ab.

Zu einem heftigen Schlagabtausch in der Belmont Universität kam es auch über die Steuerpolitik. So hielt McCain seinem Rivalen vor, er wolle im Falle eines Wahlsieges die Steuern für 60 Prozent der Kleinunternehmer erhöhen. Insgesamt habe der Demokrat als Senator in 95 Prozent aller Fälle für Steuererhöhungen oder gegen Kürzungen votiert. Obama seinerseits bekräftigte, wer 200 000 Dollar oder weniger im Jahr verdiene, könne im Fall seiner Präsidentschaft mit Steuerkürzungen rechnen. Steuererhöhungen gebe es nur für jene, die mehr als 250 000 Dollar verdienen.

Der Senator aus Arizona beschuldigte Obama, bei den Abstimmungen über den Wehretat des Irak-Kriegs die Sicherheitsbedürfnisse des Landes nicht verstanden zu haben. Obama hielt dagegen McCain krasse Fehlurteile bei der Entscheidung für den Krieg vor. "Wir müssen den Irak-Krieg beenden, damit wir unsere Arbeit in Afghanistan erledigen können", sagte Obama und forderte die Verstärkung der US-Truppen in Afghanistan und einen Sieg gegen die Terrororganisation El Kaida. Obama stellte McCains Seriosität infrage und erinnerte ihn daran, dass er im vergangenen Jahr öffentlich gesungen habe: "Bomb, bomb, bomb Iran". Beide Kandidaten versicherten aber, sie würden als Präsident mit allen Mitteln verhindern wollen, dass der Iran eine Nuklearmacht wird.