Wann tanken wir an der Steckdose?

Endzeit für den Ottomotor: Hektisch sucht die Industrie nach dem Antrieb, der ohne Sprit auskommt.

Düsseldorf. Würde Henry Ford heute unter die Haube aktueller Fahrzeuge blicken, fände er sich sofort zurecht. Wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, rattert im Zentrum der Handlung noch immer ein verschwenderischer Explosionsmotor, der nicht mehr als 25Prozent der Treibstoff-Energie tatsächlich mobilisiert.

Wann schlägt das letzte Stündchen des Otto-Motors? Die abhebenden Benzinpreise haben zwar eine hektische Suche nach neuen Antriebsarten in Gang gesetzt, allerdings kann dies nicht darüber hinwegtäuschen: Das Auto der Zukunft, das preiswert, umweltfreundlich und kraftvoll in Richtung 22. Jahrhundert fährt, brummt bisher allein durch die Gehirngänge optimistischer Entwicklungsingenieure.

Dabei fühlte man sich 1997 auf Tuchfühlung mit dem neuen Zeitalter. Bereits die erste Mercedes-A-Klasse war bereit für den alternativen Antrieb; Brennstoffzellen und Wasserstofftanks ließen sich erstmals in ihrem Boden unterbringen. "2005 schaffen wir den Durchbruch, dann bringen wir die erste Großserie auf den Markt", schwärmte damals Mercedes-Chef Jürgen Hubbert. Heute klingt der Ex-Manager ernüchtert: "Daimler hat bisher eine Milliarde Euro in die Entwicklung der Brennstoffzelle investiert, ohne einen einzigen Euro damit zu verdienen."

Dabei ist der Antrieb sauber, leise und sparsam. Seine Energieausbeute ist mit fast 80 Prozent dreimal so hoch wie die herkömmlicher Verbrennungsmotoren. Vor allem ist der Treibstoff auf der Erde in rauen Mengen verfügbar: Wasserstoff.

Allerdings kommt der nur in gebundener Form als Wasser vor, und um ihn abzuspalten, braucht man Strom. Sollte der gesamte Straßenverkehr mit Wasserstoff-Antrieb rollen, dann würde das gewaltige Energiemengen erfordern, die wohl kaum durch Windräder gedeckt werden können, sondern nur durch dutzende neue Atomkraftwerke.

Hinzu kommt: Für ein Brennstoffzellenfahrzeug der Mittelklasse veranschlagen die forschenden Konzerne Kosten von zwei Millionen Euro. Diese Summe ließe sich zwar durch eine Massenproduktion reduzieren, für den privaten Verbraucher bleiben solche Autos aber auch in den kommenden Jahrzehnten unerschwinglich.

Im Reich der Zukunftsvisionen hat der Wasserstoffantrieb einen bescheidenen, aber ernsthaften Konkurrenten bekommen: Bewahrt der gute, alte Elektromotor die Epoche des Automobils vor dem Untergang?

Seit im Juni Volkswagen, BMW und Daimler ankündigten, bis 2012 Autos mit Elektromotor auf den Markt zu bringen, herrscht Aufbruchstimmung. "Elektro-Pkw sind energieeffizient und klimafreundlich", begeistert sich Hans-Josef Fell, der energiepolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion.

Die Initialzündung kam Ende des 20. Jahrhunderts aus Japan. Der Hybrid-Wagen Toyota Prius kombiniert ein Verbrennungsaggregat mit einem Elektromotor. Durch rapide steigende Benzinpreise gerät nun die deutsche Automobilindustrie unter Zugzwang: Ist die Hybrid-Technologie die Brücke in eine Zukunft, die unabhängig vom Erdöl ist?

Der Haken: Zwar wäre das Fahren mit Strom nur halb so teuer wie mit Öl, doch allein eine Lithium-Ionen Batterie als Energiespeicher würde heute mit etwa 10 000 Euro zu Buche schlagen. Und was für die Brennstoffzelle gilt, das gilt auch für das Elektroauto: Um den Energiebedarf einer Millionen-Flotte aus Pkw und Lkw zu decken, müssten neue Kraftwerke ans Netz.