Kommunion bis Jugendweihe: Sind Geldgeschenke tabu?

Paderborn (dpa/tmn) - Nichten, Neffen, Nachbarskinder - irgendwer hat immer Erstkommunion, Konfirmation oder Jugendweihe. Je weniger man das Kind kennt, desto größer wird ein Problem: Was schenke ich?

Geld als Geschenk erscheint vielen lieblos. Zu Recht?

Mal ehrlich: Wer kennt alle Kinder von Nachbarn und Verwandten schon genau - und zwar so genau, dass er ein passendes Kommunions- oder Konfirmationsgeschenk für sie findet? Liest das Kind lieber oder spielt es eher am Computer? Interessiert es sich für Fußball und wenn ja - eher Schalke oder eher Dortmund? Aus Angst, nicht das richtige Präsent zu finden, greifen viele da lieber zum Geldgeschenk. Ein paar Scheine müssen aber nicht zwingend eine Verlegenheitslösung sein. Manchmal ist Geld sogar genau das richtige Geschenk.

Sind Geschenke überhaupt nötig? Ja, meint zumindest Matthias Micheel vom Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken in Paderborn. „Geschenke werten ein Fest auf und machen klar, dass es um etwas Besonderes geht“, sagt er. Auch er findet, das Geld nicht grundsätzlich abzulehnen ist: „Das muss jeder selbst wissen.“ Seiner Erfahrung nach werde aber zumindest bei der Erstkommunion nicht so viel Geld verschenkt wie bei Konfirmation und Jugendweihe: „Viele setzen in diesem Alter noch eher auf Persönliches.“

Oft sind gerade zur Erstkommunion auch viele religiöse Präsente dabei - Kerzen, Gesangbücher oder Rosenkränze werden zum Beispiel noch immer viel verschenkt. Wer selbst nicht religiös ist, muss sich aber auch für Weltliches nicht schämen, sagt Micheel. „Kommunionsgeschenke müssen absolut keine religiösen Hintergrund haben. Bücher sind in diesem Alter fast immer gut geeignet, da sollte man einfach zum Alter passende Literatur auswählen.“ Eine gute Richtschnur für Nachbarn oder etwas entferntere Verwandte sei ein Geschenkwert von 10 bis 20 Euro. Mehr müsse es auf keinen Fall sein.

Erstkommunionkinder sind an ihrem großen Tag etwa neun Jahre alt, zu Konfirmation und Jugendweihe geht es dagegen mit etwa 14 Jahren. In diesem Alter ist Geld als Geschenk deutlich populärer als noch bei der Erstkommunion, sagt Kathrin Flecken vom Landesverband Sachsen-Anhalt der Interessenvereinigung Jugendweihe: „Bei vielen Jugendlichen kommen da schon ordentliche Summen zusammen.“

Mit gutem Grund: „Die Jugendlichen haben oft konkrete Ziele, auf die sie sparen. Das kann ein Urlaub sein, ein Computer oder auch der Mofa-Führerschein“, erläutert Flecken. Hier lohnt sich vor der Geschenkewahl ein Anruf bei den Eltern: Wenn es einen solchen konkreten Wunsch gibt, macht ein Geldgeschenk dem Jugendlichen vielleicht mehr Freude als etwas anderes.

Diese Erfahrung hat auch Inge Rümmele gemacht: „Ich war immer gegen Geldgeschenke“, erzählt die Autorin des Buchs „Konfirmation feiern“. „Bis meine eigenen Kinder zur Konfirmation gegangen sind.“ Seitdem sagt sie: „Geldgeschenke können dabei helfen, dass lange gehegte Wünsche in Erfüllung gehen, was große Freude verursacht.“ Zudem betonen Geldgeschenke auch einen oft vergessenen Aspekt von Konfirmation und Jugendweihe: Die Aufnahme in den Erwachsenenkreis, bei der die Selbstbestimmung im Mittelpunkt stehen soll.

Diese Freude muss natürlich nicht durch das Verschenken von Geld entstehen. Gerade bei näher verwandten Kindern oder Patenkindern können gemeinsame Erlebnisse großartige Geschenke sein - egal ob Ausflüge, Konzertbesuche oder Fußballtickets. „Der Konfirmand sollte in einem Geschenk immer eine Botschaft spüren können“, sagt Rümmele. Das könne ein simples „Ich mag dich“ sein oder auch nur das Zeichen, dass sich jemand Gedanken über ihn gemacht hat. Deshalb gehöre auch zu Geldgeschenken immer eine Karte mit persönliche Widmung oder vielleicht auch ein Erinnerungsfoto - oder gleich ein ganzes Album.

Grundsätzlich gilt: Geschenke sollten immer zum Kommunionkind oder Konfirmanden passen. Gut geeignet seien alle Dinge, die der Beschenkte wirklich gut gebrauchen oder 'verbrauchen' kann - Bücher, Geld oder Erlebnisse gehören dazu. Andere Dinge, die es in Geschenkeläden gibt, dagegen oft nicht so sehr. „Ich selbst habe zur Konfirmation noch wahnsinnig viele Sammeltassen bekommen“, erinnert sich Rümmele. „Die sind irgendwann als Poltergeschirr geendet.“

Literatur:

Rümmele, Inge/Frisch, Sibylle: Konfirmation feiern: Den Konfirmationstag sinnvoll planen, gestalten und erleben, Gütersloher Verlagshaus, 128 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3-579-06562-5