Strom teurer durch AKW-Pause? Jetzt Tarife studieren

Heidelberg (dpa/tmn) - Nach der Atomkatastrophe in Japan und dem vorläufigen Abschalten älterer Atomkraftwerke in Deutschland werden die Strompreise wohl weiter steigen. Kunden könnten darauf mit einem Wechsel des Versorgers reagieren.

Doch die Tarife sind unübersichtlich.

„Der Großteil der Verbraucher hat noch nie den Tarif gewechselt“, sagt Roland Pause, Energieexperte der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig. Und das, obwohl die Strompreise stetig steigen. Grund für die Skepsis der Kunden sind die oft unübersichtlichen Preisstrukturen. Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Modelle:

Grundversorgung: Diesen Tarif müssen die Energieunternehmen grundsätzlich allen Kunden anbieten. Die Versorgung übernimmt das Energieunternehmen, das die meisten Kunden in einem Gebiet hat, der sogenannten Grundversorger. Die Preise müssen veröffentlicht werden. „Hier muss ich mich um nichts kümmern“, erklärt Jürgen Scheurer vom Verbraucherportal Verivox. „Allerdings sind diese Tarife auch teuer.“ Der Wechsel aus der Grundversorgung in einen günstigeren Tarif ist in der Regel aber einfach: „Diesen Tarif kann man zum Monatsende kündigen.“

Neukundenbonus: Viele Energieversorger versuchen Kunden mit hohen Bonuszahlungen zu locken. Nach Angaben vom Verbraucherportal Toptarif winken neuen Kunden bis zu 150 Euro. „Oft wird der Bonus aber erst nach einem Jahr gezahlt“, sagt Verivox-Experte Scheurer. „Das vergessen viele.“ Außerdem gelten die Boni in der Regel nur für ein Jahr.

Online-Tarife: Besonders günstig sind Online-Tarife. „Solche Tarife kann man nur über das Internet abschließen“, sagt Verbraucherschützer Pause. Auch die weitere Kommunikation mit dem Anbieter läuft ausschließlich online. Deshalb seien solche Tarife nur für Verbraucher mit einem Internetanschluss empfehlenswert.

Tarife mit Preisgarantie: Gegen ständige Preiserhöhungen können sich Kunden schützen, denn viele Versorger bieten eine Preisgarantie an. Dabei gelten die Preise bei Vertragsabschluss für etwa sechs oder zwölf Monate. Verbraucherschützer empfehlen diese Varianten.

„Allerdings sind solche Tarife oft etwas teurer als vergleichbare Angebote“, sagt Daniel Dodt von Toptarif. Außerdem gelte die Garantie nicht automatisch auch für Steuern und Abgaben. Erhöhungen hier würden oft an die Kunden weitergereicht, Preissenkungen dagegen nicht.

Staffel- oder Stufentarife: „Bei Staffel- oder Stufentarifen wird der individuelle Verbrauch der Kunden abgerechnet“, erklärt Daniel Dodt. Diese individuellen Tarife sind meist günstig. „Allerdings muss der Kunde seinen Verbrauch sehr genau kennen“, gibt Dodt zu bedenken. Besonders Haushalte mit einem hohen Verbrauch haben hier einen Vorteil: „Je mehr Kunden verbrauchen, desto billiger wird der Tarif.“

Paket-Tarife: Viele Versorger bieten ihren Kunden auch Paket-Tarife an, bei denen die Verbraucher für das gesamte Jahr eine feste Menge Strom zu einem bestimmten Preis kaufen. „Das gekaufte Paket ist in der Regel günstig“, sagt Verivox-Experte Scheurer. Aber jede Kilowattstunde, die mehr verbraucht wird, ist vergleichsweise teuer.

Tarife ohne Grundpreis: Einige Stromversorger verzichten bei bestimmten Tarifen auf den Grundpreis. Bezahlt wird in diesem Fall ein verbrauchsabhängiger Arbeitspreis. Dieser Arbeitspreis liegt meist etwas höher als bei Tarifen mit Grundpreis. Meist muss zudem eine bestimmte Menge Strom abgenommen werden. Der Vorteil: „Der Kunde zahlt nur, was er tatsächlich verbraucht“, sagt Dodt.

Tarife mit Vorauskasse: Tarife mit Vorauskasse gehören zu den günstigsten Tarifen. Kunden zahlen den gesamten Jahrespreis vorab. Aber: „Kunden müssen das Geld aber auch parat haben“, sagt Jürgen Scheurer. Für eine vierköpfige Familie könnten das gut 800 Euro sein. Verbraucherschützer raten von diesen Tarifen generell ab: „Der Versorger könnte pleitegehen“, warnt Roland Pause.

Tarife mit Kaution: Eine Abschlagszahlung oder eine Kaution ist auch eine Option, zu günstigen Tarifen zu kommen. Zahlen die Kunden ihrem Versorger eine Kaution, bekommen sie den Strom günstiger. „Allerdings sollten die Zahlungen nicht zu hoch sein“, sagt Dodt.