5-Elemente-Ernährung: Lecker und äußerst bekömmlich

Die alten Chinesen wussten, was die Lebenskraft stärkt. Ihre Art, mit der Nahrung umzugehen, hilft inzwischen auch vielen Menschen in unseren Breiten.

Lange Zeit fühlte sich Adam K. müde, schlapp und abgeschlagen. Auch mit Darmproblemen hatte der 33-Jährige zu kämpfen. Erst als ein Freund ihn auf die Fünf-Elemente-Ernährung aufmerksam machte, zog Adam K. seine Essgewohnheiten als mögliche Ursache in Betracht. Er ließ sich von einer Expertin beraten, krempelte seinen Speiseplan um und fühlte sich bereits nach zwei Wochen körperlich und geistig fitter. "Ich habe auf Zucker und Milchprodukte völlig verzichtet. Dafür gab es täglich warme und gekochte Speisen wie Hirse mit eingekochtem Obst." Den zeitlichen Aufwand nimmt er für seine Gesundheit gerne in Kauf.

Die Ernährung nach den fünf Elementen existiert seit über 3000 Jahren und ist ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie erfüllt wichtige Funktionen in Prophylaxe und Therapie, indem sie ausgleichend auf die Lebenssäfte Yin und Yang wirkt, die Lebenskraft Qi stärkt und so Körper und Geist harmonisiert. Die Auswahl der Lebensmittel hängt von der körperlichen und seelischen Verfassung ab und richtet sich nach dem Konstitutionstyp, den Essgewohnheiten sowie thermischen Eigenschaften der Lebensmittel.

Was so chinesisch klingt, ist eine alte Tradition - auch bei uns. "Schon unsere Großeltern und Eltern aßen Hirsebrei und setzten auf warme Mahlzeiten", sagt die Kölner Ernährungsberaterin Sooni Kind.

Die Prinzipien der fünf Elemente Erde, Holz, Feuer, Metall und Wasser werden auf unsere heimischen Produkte und Ernährungsgewohnheiten übertragen. Konkret bedeutet das: Frische, saisonale und qualitativ hochwertige Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Getreide, Nüsse, Kräuter und Gewürze. Fleisch, Fisch und Eier ergänzen den Speiseplan.

Kuhmilch und deren Produkte wie Käse und Joghurt kommen dagegen nicht so gut weg. In großen Mengen genossen, kühlen sie zu sehr, was sich in Verdauungsstörungen, Allergien und Übergewicht äußern kann. "Der radikale Verzicht auf Milchprodukte ist jedoch nicht nötig. Wer aus gesundheitlichen Gründen darauf verzichten muss, sollte sinnvolle Alternativen wie Tofu kennen", sagt Kind. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) lehnt es ab, Milchprodukte komplett aus dem Speiseplan zu streichen. Ohne sie sei der Bedarf an Kalzium besonders für Kinder, Schwangere und ältere Menschen kaum zu decken.

Anders als in unserer Ernährung ist hier die Vitaminlehre nur zweitrangig. Ein Punkt, den die DGE kritisch bewertet. Zudem würden durch das Kochen hitzeempfindliche Vitamine zerstört. Doch soweit muss es nicht kommen. Kind: "Die Speisen werden nicht zerkocht, sondern meist schonend gegart. Durch die verschiedenen Kochtechniken bleiben die Vitamine erhalten." Die DGE bewertet viele Punkte aber auch positiv: Das Maßhalten, die frischen Produkte und die Tatsache, dass Eier und Fleisch nur als Beilage genossen werden.

Um den Körper durch das richtige Essen zu stärken und uns vor Krankheiten zu schützen, ist ein individueller Speiseplan wichtig. Er richtet sich danach, ob jemand ein Kälte- oder Wärmetyp ist. Für alle unausgewogenen Zustände gibt es nach Auffassung der asiatischen Ernährungslehre die richtigen Lebensmittel: wärmende, neutrale und kühlende, die den einzelnen Elementen zugeordnet sind.

Die Speisen werden frisch zubereitet und warm verzehrt, denn Wärme liefert Qi, also viel Lebensenergie. Qi-arme Lebensmittel wie Rohkost werden nicht empfohlen. Dafür neutrale Produkte wie gekochte Hirse, Couscous und Reis. "Durch diese Produkte wird der Darm, der bei den meisten zu kalt und zu feucht ist, wieder ins Gleichgewicht gebracht", sagt Kind. Auch gekochtes heimisches Gemüse, Fisch und Geflügel wirken ausgleichend auf alle Organe.

Übrigens würde die TCM bei einer Erkältung nie zu Orangensaft, Zitronen oder anderen exotischen Früchten raten. "Sie wachsen in südlichen Ländern, um die Menschen dort zu erfrischen. Bei einem Infekt wärmen sie deshalb nicht, sondern kühlen. Das kann die Erkältung verschlimmern", berichtet Kind. Wärmender Ingwertee oder Hühnersuppe würden sich da besser eignen.