Farbenfrohes Schätzchen - Curaçao ist Trauminsel der Kosenamen

Willemstad (dpa/tmn) - Die meisten Touristen der Karibikinsel Curaçao sehen nur ihre schöne Hauptstadt - sie legen mit Kreuzfahrtschiffen für einen Tag an. Wer tiefer in das Eiland vordringt, findet eine karibische Postkartenidylle - mit sehr liebenswerten Bewohnern.

„Hey Dushi! Wie geht es dir?“ Und schon hat Camille Paz Rivero den Museumswärter für sich gewonnen. Die beiden plaudern wie alte Bekannte. Gesehen hat die Fremdenführerin den Mann noch nie. Aber ihr Dushi, ihr Schätzchen also, ist er von vornherein - und er gibt bei so netten Worten natürlich lächelnd Auskunft. Der Bruder, der Onkel, der Kellner, der Passant auf der Straße, sogar Polizisten werden von den Bewohnern der kleinen Karibikinsel Curaçao so angesprochen - und keiner scheint das, was in Europa eine freche Anmache wäre, übelzunehmen. Touristen müssen das wissen - wenn Fremde sie in Bars mit einem „Dushi?“ zum Tanz auffordern.

Das wohl meistgesprochene Wort auf der Insel, Dushi, bedeutet nett, lieb oder süß. Der Angesprochene wird mit diesen Eigenschaften folglich zum Schatz. Dushi seien nicht nur die Menschen, sondern auch das türkisfarbene Meer, die weißen Strände und die bonbonfarbenen Kolonialbauten, sagt die Buchautorin Diana Domacassé-Lebacs.

Zur stets guten Laune auf dem Eiland vor der Küste Venezuelas trägt sicher auch bei, dass die Insel vor jedem bösen Unwetter geschützt ist. Die ABC-Inseln - Aruba, Bonaire und Curaçao - liegen im Karibischen Meer unterhalb des sogenannten Hurrikangürtels, weshalb die verheerenden Stürme sie nicht treffen. Eine Regenzeit gibt es quasi nicht - es kommt dann nur gelegentlich zu kurzen Schauern.

Das sonnige Gemüt der Bewohner zeigt sich auch in der Hauptstadt Willemstad. Sie wird bestimmt von Curaçaos bekanntestem Postkartenmotiv: der von der Unesco als Welterbe geschützten bunten Häuserzeile im Kolonialstil am Hafen. Alle paar Jahre verändert sich die farbliche Zusammensetzung, sagt Paz Rivero. Denn die Unesco zahlt die Farbe, damit die Häuserfronten frisch aussehen, sie gibt aber nicht vor, wie sie angestrichen werden sollen.

Die beiden Stadtteile Punda und Otrobanda sind getrennt durch die Hafeneinfahrt. Verbunden sind die beiden Teile durch die „swinging old lady“. Das ist der Spitzname für die Fußgängerbrücke mit dem offiziellen Namen „Königin Emma“. Kommen Frachtschiffe, schwimmt sie komplett zur Seite.

Auf der wippenden Brücke und in den beiden Stadtteilen, die sie verbindet, halten sich vor allem die Tagestouristen auf, die auf den unzähligen Kreuzfahrtschiffen unterwegs sind, die in Willemstad anlegen. Aber auch die Einheimischen hält wenig von den überlaufenen Stadtteilen fern. Willemstad scheint konstant im Takt der Brücke mitzuwippen - und mitzusummen. Hier und da machen vor einem kleinen Shop ein paar Männer im lässigen Rasta-Look Musik. Nicht einmal unbedingt für die Touristen, sondern einfach für sich.

Der Name der Hauptstadt klingt nicht zufällig niederländisch. Curaçao gehörte bis 2010 zu den Niederlanden. Heute ist die Insel autonom, aber Mitglied im Königreich der Niederlande. Viele EU-Gesetze werden daher vom heimischen Parlament umgesetzt. Aber nach den Eroberern, Sklaven, ihren Kulturen und den heutigen Gesetzen nimmt die Insel nicht nur viele Einflüsse auf, sondern sie exportiert auch: Ebenso farbenfroh wie das Eiland selbst ist ihr Orangenlikör „Genuine Curaçao Liqueur“.

Das Original ist zwar farblos, aber die Insulaner färben das Getränk gern in Rot, Grün und Orange. Vor allem als der intensiv blaue „Blue Curaçao“ ist der Schnaps weltweit bekannt.