Filmreif: Action oder lieber Idylle?

Nicht nur Schauspieler, auch Orte kommen manchmal ganz groß raus.

Düsseldorf. Wenn Film- und Kinofans einen Kurztrip machen, führt dieser meistens nach Berlin. Aus gutem Grund: Ungefähr 80 Prozent aller deutschen Kinofilme werden in den Studios Babelsberg produziert oder zumindest mit deren Unterstützung erstellt.

Wie - das können sich Besucher im Filmpark Babelsberg ansehen. Wo? Auch das sieht man zum großen Teil in Berlin. Einige Drehorte und vor allem einige Spielorte von TV-Serien scheinen Fans magisch anzuziehen. Ein Beispiel dafür ist immer noch die Schwarzwaldklinik, aber auch der Immenhof oder das Großstadtrevier bewegen Menschen. Auch zum Reisen.

Wer schon früher enttäuscht war, dass es in der Klinik im Örtchen Glottertal keinen Professor Brinkmann gab, wird jetzt erst recht am Boden zerstört sein, wenn er hinfährt: Vor fünf Jahren schloss die Klinik, der knapp 100 Jahre alte Bau steht leer. Aber man darf hoffen: Er steht zum Verkauf.

Interessenten soll es viele geben, und es lässt sich nun spekulieren, ob ein Hotel, ein Schwarzwaldklinik-Freizeitpark und -museum oder doch die Brinkmann-Klinik zur Heilung Fernsehsüchtiger dort einzieht. Man weiß es nicht. Sicher ist nur, dass die Fremdenverkehrsbranche der Gemeinde Glottertal inklusive des Souvenir- und Devotionalien-Handels noch immer gut lebt von den Nachwirkungen der Fernsehserie, die 1989 endete.

Information: Tourist-Info Glottertal,
Telefon: 07684/91040.

Dass ein Film zum Publikumserfolg wird, scheint nicht automatisch für einen touristischen Boom zu garantieren. "Theo gegen den Rest der Welt" war der große Kassenschlager der frühen 80er Jahre, was nicht nur an Hauptdarsteller Marius Müller-Westernhagen lag. Auch bei der Kritik kam der Film großartig an. Er gilt als Klassiker, hat Kultstatus und Fans können ganze Dialoge auswendig.

Dass aber ein stetiger Strom von Fans nach Wanne-Eickel flösse, lässt sich nun nicht gerade behaupten. Dabei sieht’s dort tatsächlich so aus wie im Film. Andererseits: Wanne-Eickel wurde eingemeindet und gehört zu Herne. Die Raststätte Stuckenbusch, an der Theos Truck geklaut wurde, gibt es nicht mehr, und von den damals noch rauchenden Schloten sind kaum noch welche übrig.

Auskunft: Ruhr-Tourismus
Telefon 01805/181620.

Streng genommen ist Schloss Colditz weniger als Film-Schauplatz bekannt - vielmehr ist das rund 1000 Jahre alte Gemäuer ein kleiner, nationaler Mythos der Briten. Es war Gefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs. Es galt als ausbruchssicher, denn die Insassen waren hohe Offiziere und zum Teil auch prominent. Ein Verwandter Churchills saß hier ein, auch ein Mitglied der königlichen Familie.

Gleichwohl soll es 300 Fluchtversuche gegeben haben, 50 gelangen. Einer der Gefangenen, P. R. Reid, schrieb ein Buch darüber, das 1955 verfilmt wurde. Nach der Wende wurde Colditz zu einem beliebten Ziel für britische Touristen. Das Schloss wird immer noch saniert, große Teile lassen sich aber besichtigen.

Auskunft: Fremdenverkehrsamt Colditz,
Telefon: 034381/43519.

Ganz bestimmt gibt es anspruchsvollere Filme, spannendere vielleicht auch. Aber es scheinen doch meist die "Schnulzen" zu sein, die echte Begeisterung auslösen für Orte und Landschaften. Nehmen wir die Immenhof-Filme. "Die Mädels vom Immenhof" drehte man 1955 auf Gut Rothensande bei Malente.

Vier weitere Filme mit Dick und Dalli und den Ponys folgten, der letzte 1974. 1994 wurde der Stoff als Vorabendserie aufbereitet. Und 2005 schließlich wurden die alten Filme digital aufgearbeitet und im Fernsehen ausgestrahlt. Gut Rothensande gibt es tatsächlich - aber vergessen Sie’s gleich wieder: Es ist in Privatbesitz und die Herrschaften mögen dort keinen Besuch von Fremden. Von der Straße aus kann man aber Fotos machen.

Die beiden letzten Immenhof-Filme wurden zum Teil auf Hof Radlandsichten gedreht, wo man heute "Urlaub auf dem Bauernhof" machen kann. Teilweise zeigen die Filme auch Gut Kletkamp, das sich nach vorheriger Anmeldung besichtigen lässt. Und das Beste zum Schluss: Seit 2008 finden jedes Jahr in Malente die Immenhof-Freiluft-Festspiele statt. Und: Rund um Malente finden sich "Dick und Dallis Reitwege".

Information: Holsteinische Schweiz,
Telefon: 01805/700708.

Als "Klassiker der Filmgeschichte" bezeichnet der Tourismusverband Spessart-Räuberland das "Wirtshaus im Spessart" von 1958. Aber auch wenn die Geschichte um die Comtesse von und zu Sandau (Liselotte Pulver), die unter die Räuber fiel und sich in deren Hauptmann verliebte, heutzutage ein bisschen altbacken erscheint: Schloss Mespelbrunn ist nach wie vor absolut sehenswert.

Im Sommer gibt es verschiedene Festivals, Teile der Anlage dienen als Hotel. Auch der historische Marktplatz von Miltenberg hat sich seit dem Dreh nur wenig verändert.

Information: Tourismusverband Spessart-Räuberland
Telefon: 06092/1515.

Das Finanzamt am Schlump musste herhalten als Rathaus von Köpenick, das der falsche Hauptmann am Ende besetzte. Im geteilten Berlin waren die Möglichkeiten zum Dreh 1956 sehr eingeschränkt; dennoch wurde der Film auch in DDR-Kinos gezeigt. Hamburg spielt eine große Rolle als Film- und Fernsehstadt.

Auch hier lohnt die ausgedehnte Bustour zu den Drehorten von "Schtonk" über "Große Freiheit Nr. 7" bis zum Bond-Film "Der Morgen stirbt nie". Und dann sind da natürlich noch die Serien.

Aber Vorsicht: Während es die Davidwache aus dem TV-Klassiker "Polizeirevier Davidwache" tatsächlich gibt, ist das "Großstadtrevier" ein eher tristes Verwaltungsgebäude, wenn nicht gerade für die erfolgreiche Fernsehserie gedreht wird.

Information: Tourismus Hamburg,
Telefon: 040/30051300.

Im Reigen der großen Filmstädte darf München natürlich nicht fehlen. Aushängeschild ist die Bavaria Film, Besuchermagnet deren Filmstadt. In diesem Freizeitpark werden Kulissen und Requisiten gezeigt aus so unterschiedlichen Produktionen wie "Baader-Meinhof-Komplex", "Marienhof", "Sturm der Liebe" und "Wickie".

Zu den Drehorten in der Stadt gibt es auch hier geführte Touren, ziemlich einzigartig dürfte aber diese Station sein: An der Münchener Freiheit hat man dem Monaco-Franze (gespielt von Helmut Fischer) ein Denkmal gesetzt - mit diesem wunderbaren "Spatzl, schau wie i schau"-Blick. Die Kult-Serie von Helmut Dietl und Patrick Süskind lief erstmals 1983 im Fernsehen und hat das Bild von München nachhaltig geprägt.

Information: München Tourismus
Telefon: 089/23396500.

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