Kotor - Ein Adria-Städtchen in Partylaune

Kotor (dpa/tmn) - Kotor galt lange Zeit als Geheimtipp an der montenegrinischen Mittelmeerküste. Seit kurzem haben es Kreuzfahrtschiffe als Ankerplatz entdeckt. Wenn die Tagestouristen weg sind, feiern die Einheimischen bis zum Morgengrauen.

Am Ende eines fast 30 Kilometer langen malerischen Fjords der montenegrinischen Adria liegt überragt von schwarzen Bergen, das Städtchen Kotor. Lange galt es als Geheimtipp. Kreuzfahrtschiffe, die das Meer zwischen Italien und dem Balkan durchziehen, haben es jedoch als attraktiven Ankerplatz auserkoren, auch wenn sie nur für wenige Stunden am Kai festmachen und die Passagiere die engen Gassen des Unesco-Weltkulturerbes füllen.

Branco Marovic, ein pensionierter Lehrer, schwärmt von der Vergangenheit dieses natürlichen Hafens, der vor der gefürchteten orkanartigen Bora der Adria Schutz bietet. „Im 6. Jahrhundert war er eine byzantinische Festung, im 14. stand er in Konkurrenz mit den mächtigen Handelsrepubliken Venedig und Ragusa, dem heutigen Dubrovnik.“ Und heute? „Wir leben vom Tourismus“, sagt Marovic und deutet auf den weißen Luxusliner vor der Stadtmauer. „Die meisten dieser Besucher bleiben aber zu kurz in der Stadt.“

Mit Anbruch der Dunkelheit versinkt die kleine Stadt keineswegs in beschaulicher Stille. Bis zum Morgengrauen herrscht Partylaune. Unscheinbare Häuser öffnen ihre Ladenverschläge und geben den Weg in Pubs und Pinten frei. Eine Disco bietet Platz für 4000 Gäste. Die Hochsaison läuft zwischen Mitte Mai und Mitte Oktober. In der übrigen Zeit des Jahres bleiben die Kotorer weitgehend unter sich.

Die Sommer in Kotor sind heiß und sonnig. Die Hotels - meist Mittelklasse - erfreuen sich großer Nachfrage. Auf dem nahen Flughafen Tivat landen in der Ferienzeit dann auch Charterflieger aus Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern.

Schon 1979 erkannte die Unesco den historischen Wert Kotors und wollte der Stadt den Status als Welterbe verleihen - dann richteten zwei Erdbeben schwere Schäden an. Die UN-Organisation blieb bei ihrem Beschluss, und mit internationaler Hilfe wurde die Stadt wieder nach alten Vorbildern aufgebaut. Spekulanten, die Betonklötze zwischen das alte Gemäuer setzen wollten, scheiterten am Widerstand der Denkmalschützer.