Der Ritter auf dem Rhein

Schwimmende Burg: Der Niederländer Lenny Vries verwirklichte sich mit seinem mittelalterlichen Museum auf einem Schiff einen Traum.

Krefeld. Dass eine mittelalterliche Burg einen Wassergraben und eine Zugbrücke besitzt, dieses Bild herrscht in den Köpfen vor. Die Vlotburg ist da etwas anders. Sie steht zwar auch im Wasser, doch die Festung des Niederländers Lenny Vries ist das umgebaute Binnenschiff Andisa, ein Frachter aus dem Jahr 1923. Die 50 Meter lange und 6,60 Meter breite schwimmende Burg legte am Mittwoch in Uerdingen an.

Finster ist es im Schiff. Die Deckenbalken hängen tief. Mit allerhand Gerätschaften und ausgestopften Tieren sind die kleinen Räume ausstaffiert. Durch bunte Scheiben fällt etwas Tageslicht. Schnell verliert der Besucher das Gefühl, er sei auf einem Schiff. Eine Wendeltreppe führt hinab. Dort ist die Folterkammer mit ihren furchteinflößenden Instrumenten. Ein Schauer fährt über den Rücken. Plötzlich wankt der Holzboden - ach ja, das ist nur ein Schiff. Durch eine Küche führt eine Treppe auf das Sonnendeck. Umrahmt von Zinnen und mit einigen Türmchen bestückt, ist dies’ das Reich von Pony Herkules und dem Rappen Wotan.

Seit einem Jahr schippert der 57-Jährige so über den Rhein und seine Nebenflüsse. "Ich habe verschiedene Lotsen, die für mich fahren", so Ritter Vries. Das Schiff hat noch seinen eigenen Motor. Vieles fertigte er im Rahmen des sechs Jahre dauernden Umbaus selbst an. "Das ist mein Lebenswerk, es hat sehr viel Energie gekostet." Schnell redet der Niederländer, und jeder Satz, jedes Wort über seine Burg, da steckt eine gute Portion Stolz drin und noch mehr Freude, seine Welt anderen vorzustellen. "Ich fühle mich so wohl." Und sein Rittergefühl, also, das ist keine Floskel. "Wenn ich mein Wort gebe, dann brech’ ich es nicht."

Seine kleine Ritterwelt endet jedoch jäh an einer Tür. Dahinter verbirgt sich eine normale Wohnung - ein Kompromiss, den er zuliebe seiner Lebensgefährtin eingeht. Aber auch dort bleibt er selbstverständlich ein Ritter.