Exkursion: Dem Altbier auf der Spur

Uli Pudelko führt bekennende Liebhaber des Obergärigen zu den einstigen Braustätten.

Krefeld. Alt, die obergärige Bierspezialität vom Niederrhein. Ob als Feierabendbierchen oder in geselliger Runde: Ein kühles Alt muss sein. Oder doch nicht? Das dunkle Bier spaltet schon seit jeher die Geschmäcker der Biertrinker. Die einen lieben es, die anderen verschmähen es.

20 bekennende Krefelder Altliebhaber trafen sich bei Wienges an der Neusser Straße. Uli Pudelko leitete eine Exkursion zu den traditionellen Braustätten der Seidenstadt zum Thema „Altbier in Krefeld“.

Natürlich beginnt die Stadtführung mit einem kühlen Alt in dem über 200 Jahre alten Brauhaus. „Alt ist das Bier, was hier am Niederrhein am meisten getrunken wurde. Es galt als Grundnahrungsmittel, denn das Wasser war dreckig und man wusste: Alles, was gegärt ist, kann man bedenkenlos trinken“, erklärt Pudelko. „Alt galt als Durstlöscher und sogar als Heilmittel für Magenkranke“, fügt er hinzu.

Der Name „Alt“ bezieht sich auf das Brauverfahren, das noch aus der Zeit ohne technische Kühlverfahren stammt. Zur Herstellung von Bier wurde damals fast überall in Deutschland obergärige Hefe verwendet. Damit war es auch während der warmen Jahreszeiten möglich, ein gutes Bier zu brauen.

Als Pudelko erklärt, dass es früher 36 Brauereien in Krefeld gab, von denen neun an der Hochstraße gelegen waren, staunen die Zuhörer nicht schlecht. „Kaum zu glauben“ hört man aus den Reihen.

Es folgt eine Führung durch den Brauereiausschank Wienges über den Innenhof bis hin zum eindrucksvollen Sudhaus. Mit Witz und Charme begeistert Pudelko seine Zuhörer. „Neben Wienges sind die Traditionsbrauereien Herbst Pitt und Gleumes an den alten Standorten zumindest noch mit Gaststätten, aber auch mit der alten Braueinrichtung vertreten. Allein von der einstmals bedeutenden Brauerei Tivoli haben sich keine baulichen Reste erhalten können“, erzählt der Stadtführer.

So wandert die Truppe weiter zum Hansa-Haus und macht Halt am Bahnhof, am Ostwall, beim Behnisch-Haus und am Schwanenmarkt. Dabei erfahren selbst alteingesessene Krefelder noch allerhand Neues über die Seidenstadt und ihre Brauerei-Geschichte. Maggy Nöhles und Rita Cicholas sind erstaunt: „Wir haben uns als Alttrinkerinnen natürlich gefragt, was so eine Bier-Exkursion überhaupt ist. Interessant, was Uli Pudelko so alles zu erzählen hat“, sagt Rita Cicholas.

Die Führung in Krefeld sollte einen Vorgeschmack auf weitere Bier-Veranstaltungen ab der zweiten Jahreshälfte am Niederrhein bieten. Unter dem Titel „Niederrheinische ALTernativen“ veranstalten mehr als 30 deutsche und niederländische Museen und Kultureinrichtungen vom 9. Juni bis zum 30. Januar 2014 ein buntes Programm mit Ausstellungen und Veranstaltungen rund um das Thema Altbier.

Nach knapp zwei Stunden treffen die 20 Krefelder Altliebhaber dann bei der Brauerei Gleumes an der Sternstraße ein. Dort endet die Exkursion durch Krefeld wie sie begonnen hat: mit einem kühlen Altbier.