Pastor Siegfried Ochs: 20 Jahre für die Ökumene
Ochs wird Krefeld zum 1. November verlassen.
Krefeld. Die Ökumene hat eine lange Tradition in Krefeld. Bereits 1946 nach den furchtbaren Kriegstagen fanden sich die Christen dieser Stadt erst zu einem Gesprächskreis und dann zu einem Bußgang mit riesiger Resonanz zusammen. Daraus entwickelte sich letztlich die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, kurz ACK, die heute noch ökumenische Aktionen anschiebt.
Mit Siegfried Ochs, Pastor der evangelisch freikirchlichen Kirche an der Oelschlägerstraße, verlässt nun ein Akteur Krefeld, der sich unermüdlich für die ökumenische Sache eingesetzt hat. Ochs war lange Jahre im Vorstand der ACK, zeitweise sogar als Einzelkämpfer. Mehr als 20 Jahre hat er seine Gemeinde betreut. „Währenddessen bin ich immer Delegierter in der ACK gewesen“, sagt er. Entsprechend hielt er die Ökumene in Krefeld stets im Blick, musste dabei feststellen: „Im Laufe der Jahre hat sich die kirchliche Landschaft völlig verändert.“
Das ist nicht zuletzt dem demographischen Wandel geschuldet, dem Rückgang der Kirchensteuern, den Austritten nach diversen Skandalen, dem Ausverkauf der Kirchen. Anfangs seien die großen Volkskirchen sehr selbstbewusst aufgetreten, erinnert sich Ochs. Dass sich dies geändert habe, erzeuge keine Genugtuung: „Ich nehme es durchaus als erschreckend wahr“. Schließlich hänge auch eine Menge sozialer Arbeit daran, die elementar sei für Krefeld.
Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeitsgemeinschaft. „Ich sehe da eine Tendenz“, bedauert Ochs. Da es in jeder einzelnen Gemeinde schwerer werde, fehlten auch die Kapazitäten und Kräfte für die gemeinsame Arbeit. „Das hilft uns und auch der Staat nicht“, konstatiert Ochs und zitiert dazu den ursprünglichen Grundgedanken der ACK: „Alles, was man nicht getrennt tun muss, das sollte gemeinsam getan werden“.
Denn der freikirchliche Pastor ist überzeugt: „Das ,Wir’ gewinnt“ — gerade in schwierigen Zeiten, um den christlichen Kirchen eine starke Stimme in der Stadt zu verleihen. Dass dabei eine Beliebigkeit entstehen könnte, davor hat Ochs keine Angst. „Es gibt diese Idee der Welteinheitskirche. Das halte ich für eine Utopie.“ Besser gefällt ihm der Ansatz der versöhnten Verschiedenheit. Die Menschen seien verschieden und brauchten auch verschiedene kirchliche Angebote.
Wer sollte dies besser wissen als Ochs, der auf einen vielfältigen kirchlichen Werdegang zurückblicken kann. Aufgewachsen als Katholik in einem evangelisch/katholischen Elternhaus wandte er sich mit 14 von der Kirche ab. Mit 17 schließlich wurde er in einer Teestube gefragt: „Weißt Du eigentlich, dass Jesus für Dich gestorben ist?“ Eine neue Suche begann, die über die evangelische Kirche, Baptisten und andere Freikirchen letztlich zur evangelisch freikirchlichen Gemeinde führte. „Deshalb bin ich sozusagen Ökumeniker in Person“, scherzt Ochs.
Seine Offenheit habe ihn vieles gelehrt, auch Vorbehalte hätten sich dabei revidiert. „Das Krefelder Miteinander über Kirchengrenzen hinweg habe ich schätzen gelernt und als gewinnbringend empfunden.“ Vieles Positive, das auch nach Außen gewirkt hat, sei in der gemeinsamen Arbeit entstanden. Beispielhaft nennt er das Kirchenasyl der Familie Manaz vor 13 Jahren, das Jahr der Bibel mit mehr als 70 Veranstaltungen in 2003 und die mittlerweile etablierte „Nacht der Kirchen“.
Dass der einst geplante Kirchenladen nicht zustande gekommen ist, bedauert Ochs. „Das nötige Geld ist einfach nicht da.“ Dabei könne ein solch niederschwelliges Angebot Menschen wieder in Kontakt mit der Kirche bringen, „in ihrer ganzen ökumenischen Vielfalt.“. Aber Ochs ist auch zuversichtlich: „Statt zu lamentieren, sollten die Krefelder Christen ihre Schätze heben, die immer noch da sind.“ Auch Jesus habe schließlich mit zwölf Leuten ein Weltunternehmen gegründet.