Ringkampf mit einem Büffelkalb

Katherine. Nach all den Geschichten über wütende Büffelbullen und springende Krokodile - noch gar nicht erwähnt hatte ich die Sichtung meiner ersten hochgiftigen Redback-Spinne und den noch viel hochgiftigeren Taipan, den Jackeroo Cornelius getötet, gegrillt und verspeist hat - habe ich das Gefühl, ich sollte diesem Blog mal etwas Niedlichkeit verleihen.

Ein paar blaue Flecken hat sich Juliane geholt, als es das Büffelkalb auf den Lastwagen hieven musste. Foto: privar

Und ja, das geht. Es sind nämlich nicht alle Tiere im australischen Busch gemeingefährlich.

Gepachtet sozusagen hat die Niedlichkeit Alisha, die Tochter der Wrights, die zusammen mit ihren elf und 13 Jahre alten Töchtern einen tierischen Kindergarten hinter dem Haus großzieht. Wann immer ein Kälbchen irgendwo auf diesem riesigen Besitz seine Mami verliert und verzweifelt blökt: Alisha und die Mädels sind sofort auf ihrem Quad, fangen das Kleine ein und bringen es in den kleinen Yard hinterm Haus, wo es dann von Hand aufgezogen wird.

Ein Job, den ich für einige Tage übernehmen durfte, als die Wrights für Besorgungen in der Stadt waren. In einem großen Eimer habe ich die Pulvermilch für die "Poddies", wie die Waisenkälber heißen, angerührt. Die Größeren trinken ganz selbstständig aus einem orangefarbenen Behälter mit Kunststoffeuter. In die Kleineren indes musste ich eine Flasche geradezu hineinprügeln.

Manchmal war ich nicht mehr sicher, ob das noch eine Fütterung ist oder schon "weiße Folter" aber es macht ganz schön stolz, wenn so ein Neugeborenes am Ende die Flasche geleert hat und man weiß: Das war ein guter Schritt in Richtung Überleben. Aber auch die Babys, die ihre Mama noch haben, machen bisweilen Sorgen. Das erlebe ich, als wir eine Herde von über 240 Büffeln aus den Yards in den Busch zurückbringen. Die Wrights lassen die Tiere niemals einfach aus dem Tor stürmen - das führte nur zu schlechten Angewohnheiten.

Als Cowgirl im australischen Busch
36 Bilder

Als Cowgirl im australischen Busch

36 Bilder

Vielmehr werden sie sanft mit Allradfahrzeugen und Quads zu ihrem Bestimmungsort geleitet und dort so lange umrundet, bis Alisha sicher ist, dass jedes im Chaos verlorene Kälbchen seine Mutter wiedergefunden hat und somit nicht in der nächsten Nacht als Dingofutter endet. Aber als wir diese Herde zum Damm bringen, bleiben mehr und mehr Kälber als Schlusslichter zurück, zu schwach, um den Marsch zu bewältigen. Da hilft nur eines: Aus dem Wagen springen, nach dem Schwanz grapschen und das Tier auf die Ladefläche des Autos hieven.

Das hört sich angesichts des Ausdrucks "Kälbchen" so leicht an. Aber ein Büffelkalb bringt eben schon eine dreistellige Kilozahl auf die Waage. Und dann ist der kleine Bulle, den ich erwischt habe, von meiner Hilfe auch gar nicht so begeistert Immer wieder strampelt er, tritt mich mit seinen spitzen Hufen, versucht sich aufzurappeln. Ich komme mir vor wie ein Profi-Ringer mit dem armen Tier im Schwitzkasten, während wir durch den Paddock rumpeln.

Aber als wir den Kleinen am Damm zu Boden lassen und ihm auf die Beine helfen, er schnurstracks zum Wasser läuft und verspielt zu plantschen beginnt, ist er wieder da, dieser Stolz. Und an die blauen Flecken bin ich inzwischen ja gewöhnt. Zumindest hat mir der kleine Büffel keinen Finger gebrochen. Cowgirl-Optimismus at its best.