DüsseldorferE EG Beskorowanys emotionale Rückkehr
Am Ende hatte er fünf Tore kassiert und 4:6 verloren. Doch nach dem Spiel bei der DEG war Nürnbergs Torwart bestens gelaunt. Und kann sich vorstellen, noch mal für Düsseldorf zu spielen.
Düsseldorf. Wie schnelllebig das moderne Eishockey doch sein kann, war am Freitagabend im Rather Dome zu beobachten. Gerade hatte Chris Minard das 3:1 für die Düsseldorfer EG gegen die Nürnberg Ice Tigers erzielt und die fast 12.500 Zuschauer in einen wahren Rausch versetzt, da wäre es mit der rot-gelben Freude fast schon wieder vorbei gewesen. Ganze elf Sekunden nach dem zweiten Treffer des vor Wochen noch so lethargischen Zugangs aus Köln musste Brandon Segal den Anschluss machen. Völlig frei tauchte der Nürnberger Stürmer am langen Pfosten auf, bekam einen perfekten Pass und hatte ein weitestgehend freies Tor vor sich. Doch anstatt über das 2:3 zu jubeln, drehte Segal frustriert ab und musste mit ansehen, wie die DEG-Fans ihren Torwart Mathias Niederberger für eine sensationelle Parade feierten.
Es war die entscheidende Szene beim 6:4-Erfolg der Düsseldorfer, die sich nach fünf Siegen in Folge in der Spitzengruppe der Deutschen Eishockey Liga wiederfinden. Und die sich besonders gern an die Phase von der 27. bis zur 30. Minute erinnern werden. Statt nur noch 3:2 hieß es zwei Minuten und zwei weitere Tore später plötzlich 5:1. Und auch wenn Niederberger bei zwei der letztlich vier Gegentore zumindest unglücklich aussah, hatte er das Torwartduell gegen seinen nun in Nürnberg spielenden Vorgänger glasklar gewonnen.
Einen echten Fehler hatte zwar auch Tyler Beskorowany nicht gemacht, aber es war schon auffällig, wie gut sich die Düsseldorfer auf das Wiedersehen mit dem Helden ihrer Vorsaison vorbereitet hatten. „Wir kennen ihn sicher besser, weil wir ihn letztes Jahr auch immer im Training erlebt haben, aber das heißt alles nichts“, hatte Co-Trainer Tobias Abstreiter noch vor dem Spiel gesagt. Was nur die halbe Wahrheit war. Denn natürlich wusste die DEG, wo Beskorowany verwundbar ist. Vor allem oben und durch Fernschüsse. Entsprechend zog sie in den ersten beiden Dritteln aus allen Lagen ab. 29 Schüsse hatten die Statistiker nach 40 Minuten gezählt. Und weil gleich fünf davon den Weg ins Tor fanden, schüttelte Beskorowany irgendwann nur noch den Kopf.
Das Duell der beiden Torhüter war im Vorfeld gehörig hochgejazzt worden
Das Duell zwischen dem DEG-Liebling der Vorsaison und seinem aktuell nicht minder verehrten Nachfolger war im Vorfeld ja mächtig hochgejazzt worden. Zukunft gegen Vergangenheit, moralisch einwandfreies Eigengewächs gegen den schnell aufgebenden Söldner. Was natürlich Quatsch ist. Welchen Platz hat die Moral schon im Profisport? Zudem hatte ja auch Niederberger die DEG vor Jahren für seinen Traum von Nordamerikas großer Eishockey-Bühne verlassen und gehört aktuell nicht mal seinem Heimatverein. Beskorowany wiederum hatte rund um seine Vertragsverlängerung bei der DEG stets mit offenen Karten gespielt. Gibt es nach seiner überragenden Saison in Deutschland ein Angebot aus NHL oder AHL, ist er weg. So kam es dann. Doch schon nach drei Monaten gab er auf und ging zurück nach Deutschland. „Es war hart drüben. Sie hatten mir vorher eine Chance versprochen, die sie nicht eingehalten haben“, sagte Beskorowany am Freitag zu seiner Rückkehr. Weil DEG-Trainer Kreutzer aber „keinen Bedarf“ meldete, schloss sich der „DEL-Torwart des Jahres“ den verletzungsgeplagten Ice Tigers an.
Gut kam das alles nicht bei allen DEG-Fans an. Als Beskorowany am Freitag bei der Verkündung der Starting Six vorgestellt wurde, gab es nicht gerade wenige Pfiffe. „Ja, sie haben mich ausgebuht“, sagte er hinterher, konnte aber herzlich drüber lachen, weil er nach dem Spiel vom Großteil der Fans gefeiert wurde. „Herzerwärmend“ sei das gewesen, sagte der 25-Jährige, der trotz der Niederlage und der fünf Gegentore auffallend glücklich war.
Das lag auch daran, dass ihn die ehemaligen Kollegen freundlich empfingen. Vor allem Bernhard Ebner, der während des Interviews im Hintergrund scherzte. „Ich hatte in Düsseldorf eine super Zeit. Ich wäre auch gern zurückgekommen, aber Niederberger und Bobby (Goepfert) spielen überragend. Ich wollte niemandem den Job wegnehmen, das war nicht mein Plan. Als Nürnberg sich bei mir gemeldet hat und sagte, sie brauchen einen Mann, war das eine gute Möglichkeit zurückzukommen.“
Vor dem Spiel wird er ausgepfiffen, nachher gefeiert
Was nicht heißt, dass die DEG keinen Platz mehr in seinem Herzen hätte. Deren Entwicklung hatte er auch von den USA aus verfolgt. Und freut sich drüber. „Sie haben die Lücken geschlossen, die Andreas Martinsen und ich hinterlassen haben und erfahrene Leute dazubekommen. Zudem haben sie große Verteidiger geholt.“ Ob das Team sogar besser sei als im Vorjahr, wollte Beskorowany nicht bewerten. „Sie haben einen Lauf und werden gerade von den Fans getragen. Wie weit es gehen kann, wird die Zeit zeigen.“
Dasselbe gilt für seine Zukunft. Der Vertrag in Nürnberg läuft nur bis Ende der Saison. Ob er sich vorstellen könnte, nächstes Jahr noch mal für die DEG zu spielen? „Alles ist möglich“, sagte der Goalie. Aktuell zählten zwar nur die Ice Tigers für ihn, „aber ich habe keine Tür in irgendeine Richtung geschlossen. Ich habe die Zeit hier genossen. Auch heute, nur leider stand ich auf der falschen Seite.“ Um das zu ändern, müsste er sich erst mit Christof Kreutzer versöhnen. Das ist sicherlich möglich, aber doch eher unwahrscheinlich. Zu enttäuscht ist der DEG-Trainer, dass Beskorowany so schnell in den USA aufgab und wird alles versuchen, um Mathias Niederberger von den Eisbären Berlin loszueisen und fest zu verpflichten. Den Fans würde es gefallen. Sie feierten Niederberger nach dem Spiel besonders laut. So wie sie es vor wenigen Monaten noch mit Beskorowany gemacht hatten.