Angst vor dem Debakel
Vor zehn Jahren leitete eine 2:8-Schlappe gegen Bayer Leverkusen Borussias Abstieg ein.
Mönchengladbach. Freitag, 30. Oktober, 1998, Bökelberg-Stadion: Als Bayer-Antreiber Niko Kovac in der 64. Minute nach Vorarbeit von Zé Roberto auf 8:1 erhöht hatte und die Borussen Gefahr liefen, zweistellig zu verlieren, signalisierte der damalige Leverkusener Trainer Christoph Daum von draußen, dass es nun genug sei. Daums Spieler befolgten den Hinweis, drosselten fortan das Tempo und zügelten ihre immense Spielfreude.
Zum Glück für die Akteure von Borussia Mönchengladbach und ihre leidgeprüften Fans. Das Ende vom Lied: Gladbachs Chiquinho verkürzte noch auf 2:8, der VfL stieg ab, und Bayer wurde Vizemeister.
Eine Woche später folgte das nächste Debakel: Nach dem 1:7 in Wolfsburg war der Niedergang am Bökelberg und der erste Abstieg von Borussia Mönchengladbachs in seiner Bundesligageschichte nicht mehr aufzuhalten - nach 34-jähriger ununterbrochener Zugehörigkeit zum Fußball-Oberhaus.
In der Anfangself jener beiden Spiele stand auch der beim KFC Uerdingen groß gewordene Stephan Paßlack (38), und der hatte jenen schwarzen Freitag im Oktober 1998 lange nicht vergessen können: "Das hat mich lange verfolgt. Wir wurden nach Strich und Faden vorgeführt."
Auch Torwart-Nachwuchstalent Robert Enke, oder Spieler wie Karlheinz Pflipsen, Patrik Andersson, Martin Schneider, der junge Hüpfer Sebastian Deisler oder Altstar Toni Polster konnten das Unheil nicht abwenden.
Der Absturz in Liga zwei war aber bei näherem Hingucken keine Überraschung. Denn nachdem die Borussen ihren Anführer Stefan Effenberg, sowie Lupescu, Juskowiak, Kastenmaier und Hochstätter nach Ende der Spielzeit 1997/1998 verloren hatten, fehlte dem damaligen Manager Rolf Rüssmann bei der Zusammenstellung des neuen Kaders das glückliche Händchen.
Der für zwei Millionen Euro aus Köln geholte Toni Polster erzielte immerhin noch seine elf Tore, aber ansonsten gab es kaum Lichtblicke. Mangelnder Teamgeist, fehlende Hierarchie, Dissonanzen und Empfindlichkeiten in der Führungs-Crew machten die Gladbacher in jeder Beziehung anfällig. Das Stimmungsbarometer sank weit unter den Gefrierpunkt.
Und das Karussell drehte sich rasant: Dem abrupten Ende von Trainer Friedel Rausch folgte wenig später der Abgesang des Managers Rüssmann. Und auch Rainer Bonhof als Rausch-Nachfolger versank mit im Abstiegssumpf. Nur vier Jahre nach dem Pokalsieg gegen den VfLWolfsburg waren die Gladbacher Anhänger in Tränen aufgelöst.
Das ganze Ausmaß der katastrophalen Saison machten diese Zahlen deutlich: Die Borussia stieg mit vier Siegen, neun Unentschieden und 21 Niederlagen bei 21 Punkten und 41:79 Toren sang- und klanglos ab. Und sie erholte sich erst wieder, als der heutige Coach Hans Meyer auf der Bildfläche erschien.
Am Samstag kommt erneut Bayer Leverkusen nach Mönchengladbach. Und die Lage ist gespannt vor dem letzten Heimspiel 2008. Durch die miserable Vorstellung gegen Energie Cottbus (1:3) und den Sturz auf den vorletzten Platz in der Bundesliga hat die Partie eine besondere Brisanz. Für Trainer, Mannschaft und die Führungs-Crew im Borussia-Park.