Borussia feiert Dusel-Sieg
Beim 3:1 gegen Nürnberg sind die Gladbacher lange Zeit das schlechtere Team.
Mönchengladbach. Als Lucien Favre auch die allerletzte Journalisten-Frage nach dem 3:1 (0:1)-Heimerfolg gegen den 1. FC Nürnberg beantwortet hatte, hielt der 56 Jahre alte Schweizer auf dem Weg zurück in die Kabine für einen Augenblick inne. „Es läuft — unglaublich. Es läuft. Wir haben nun drei Spiele in Folge gewonnen — das ist extrem positiv“, sagte Favre derweil leise vor sich hin und lächelte leicht verlegen.
Dass seine Fohlen bis weit in die zweite Hälfte hinein gegen starke Nürnberger eine enttäuschende Leistung abgeliefert hatten, war dem Perfektionisten Favre zunächst sauer aufgestoßen. Just in jenem Moment nach der Pressekonferenz schien ihm jedoch allmählich bewusst geworden zu sein, welch Qualitätsmerkmal die Fohlen unter Beweis gestellt hatten. Und wie positiv sich solch ein Sieg wie nun gegen den „Club“ auf einen Saisonverlauf auswirken kann. Wer solche Duelle gewinnt, ist gewappnet für einen beschwerlichen und noch weiten Weg Richtung Europapokal.
Borussia hat erstmals in dieser Saison einen Rückstand zu Hause gedreht, hat sich mit Geduld, unbändigem Willen und einer gehörigen Portion Glück in die Erfolgsspur gebracht. So wurde zugleich mit dem sechsten „Dreier“ in Serie der Heimsieg-Startrekord aus dem Jahre 1987 eingestellt.
Favre, seit Sonntag 1000 Tage Cheftrainer im Borussia-Park, hat eine Mannschaft geformt, die als Tabellenvierter nicht nur im Hurra-Stil punkten, sondern sich auch mal durch eine zähe und unbequeme Partie durchbeißen kann. „Wenn du solche Spiele noch gewinnst“, bemerkte später Mittelfeldspieler Granit Xhaka, „hast du auch gezeigt, dass du die Qualität hast, um oben dabei zu sein.“
Xhaka hatte wie alle Fohlen zunächst große Probleme mit dem aggressiven Nürnberger Spiel gehabt, sein Ballverlust an der Mittellinie war der Beginn eine Fehlerkette in Borussias Defensive, die schließlich zur verdienten Gäste-Führung durch Josip Drmic (21.) führte.
Xhaka war es dann aber auch, der im zweiten Durchgang dank einer enormen Energieleistung und mehrerer guten Szenen half, den Fohlen-Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. „Das war unser schwierigstes Heimspiel bislang“, so Xhaka. „Sie haben uns nie spielen lassen. Dann liegen wir auch noch 0:1 hinten. Man sieht aber, was wir für eine Moral haben. Wir wussten, dass wenn wir den Ausgleich machen, auch noch gewinnen können.“
Juan Arangos genialer linker Fuß (72.) plus venezolanische Freistoß-Schlitzohrigkeit (75./Eigentor Stark) leiteten die Wende ein. Patrick Herrmann erlöste die Gladbacher mit dem 3:1 (87.) endgültig. Dass der Unparteiische Christian Dingert bei Drmic’ Wembley-Treffer (81.) weiterspielen ließ und Xhakas grenzwertigen Einsatz (53.) im eigenen Strafraum gegen Drmic nichts als elfmeterwürdig bewertete, waren schließlich die weiteren Spannungselemente in einem munteren Liga-Duell.
„Wir haben wieder gesehen, wie schwer die Bundesliga ist“, so Xhaka. Der, auf den strittigen Zweikampf mit Drmic angesprochen, ergänzte. „Wenn es da Elfmeter gibt, gebe ich mit 21 Jahren das Fußballspielen auf.“ Dank Schiedsrichter Dingert kann Xhaka sein vorzeitiges Karriere-Ende nun allerdings getrost verschieben.