BVB-Trainer Klopp droht neuer Ärger

Dortmund (dpa) - Heißsporn Jürgen Klopp wahrte nur mit Mühe die Contenance. Schließlich hatte der Coach gleich doppelt Grund zum Ärger.

Foto: dpa

Nicht nur das 1:2 (0:2) gegen Mönchengladbach drückte dem Dortmunder Trainer mächtig aufs Gemüt. Für zusätzlichen Frust sorgte seine Verbannung auf die Tribüne kurz vor dem Schlusspfiff der umkämpften Partie.

Erst als die erste Aufregung verraucht war, bezog er Stellung. Missmutig, aber ruhig kommentierte er die Maßnahme des Schiedsrichters, die dem als Wiederholungstäter bekannten Coach eine neuerliche Disziplinarstrafe einbringen könnte: „Ich bin in meinem Leben oft zu Recht bestraft worden. Diesmal nicht.“

Wieder einmal erlebte Klopp die letzten Spielminuten eines Fußballspiels jenseits der Coaching-Zone. Nach lautstarkem Protest beim vierten Offiziellen über eine Entscheidung des Referees griff Deniz Aytekin durch. Direkt nach dem Schlusspfiff kletterte der BVB-Trainer von der Tribüne, um sich nach dem Grund für die Verbannung zu erkundigen. Denn er war sich keiner Schuld bewusst. Eine etwaige Strafe will er deshalb nicht akzeptieren. „Ich habe nur gerufen 'Und da pfeifst du nicht?' Allerdings mit meinem inzwischen weltbekannten Gesichtsausdruck. Dafür kann er mich nicht wegschicken. Das ist nicht akzeptabel.“

Klopp warf dem Schiedsrichter fehlendes Einfühlungsvermögen vor: „Wenn 80 000 im Stadion emotional aufgewühlt sind und nur einer dafür kein Verständnis hat, dann bist du eben weg.“

Mehr noch als der drohende Ärger mit dem DFB machte ihm jedoch die bereits vierte Saison-Heimschlappe zu schaffen. Das Fehlen weiterer Stammkräfte wie Henrich Mchitarjan und Marco Reus erwies sich für den Tabellenzweiten als zu schwere Hypothek. Zwar beträgt der Abstand zum Tabellenvierten Leverkusen nach wie vor vier Punkte, doch dieses Polster könnte angesichts des schweren Restprogramms schnell aufgebraucht sein. Der Kampf um die Champions-League-Plätze wird mehr und mehr zur Zitterpartie. „Jetzt wird es eng. Dabei hätten wir uns heute gut absetzen können“, klagte Mittelfeldspieler Nuri Sahin.

Sorgen, dass der mäßige Auftritt ein schlechtes Vorzeichen für das Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch in der Königsklasse gegen Zenit St. Petersburg gewesen sein könnte, hielten sich jedoch in Grenzen. Denn Niederlagen vor Champions-League-Partien haben in dieser Saison fast schon Tradition. Auf internationaler Bühne gab es zuletzt drei Siege - jeweils nach Bundesliga-Schlappen. Gründe für dieses Phänomen konnte auch der erstmals in die Startelf beorderte Jonas Hofmann nicht nennen: „Es ist definitiv nicht so, dass wir uns schonen oder die ganze Zeit schon über die nächste Partie nachdenken.“

Anders als bei den Dortmundern herrschte bei den Gladbachern erstmals seit Wochen wieder prächtige Stimmung. Die mutige Maßnahme der Vereinsführung, den Vertrag mit Lucien Favre trotz zuletzt neun siegloser Spiele zu verlängern, machte sich nur drei Tage später bezahlt. Der 13. Saisontreffer von Raffael (31.) und das sehenswerte 2:0 von Max Kruse (40.) ließen den zuletzt leidgeprüften Schweizer Coach aufatmen: „Endlich ein Sieg. Es war eine schwere Zeit, wir alle sind sehr erleichtert.“

Besonders groß war die Freude bei Nationalspieler Kruse. Auf das Ende seiner 870 Minuten anhaltenden Torflaute reagierte er mit einem besonderen Torjubel. Mit beiden Händen machte er eine abstreichende Bewegung und lief dabei über den halben Platz. „Damit wollte ich zeigen, dass die Last von mir abfällt. Natürlich bin ich erleichtert, dass das Ding endlich mal wieder drin war“, kommentierte er seinen ersten Treffer seit dem 7. Dezember.