Ernüchterndes Fazit
Neue Lust? Frischer Wind? Christian Ziege und der Dämpfer im ersten Spiel.
Mönchengladbach. Jupp Heynckes, Sören Lerby, Erich Ribbeck, Franz Beckenbauer, Otto Rehhagel, Giovanni Trapattoni, Fabio Capello, Alberto Zaccheroni, Brian Robson, Gerard Houllier, Glen Hoddle, Chris Hughton, Holger Fach, Horst Köppel, Dick Advocaat: Was wollen uns diese Namen sagen?
Ganz einfach. Das sind Trainergrößen und Weggefährten, unter deren Fittichen Christian Ziege als Spieler im In- und Ausland gestanden hat. Und die ihm - beim Blick zurück - vielleicht jetzt die Suche nach dem Retter leichter machen.
Doch damit nicht genug: Der Interimstrainer bei Borussia Mönchengladbach hat in seiner Laufbahn diverse Mitspieler erlebt, die den Weg vom Spieler zum Trainer gegangen sind - wie Jan Wouters, Markus Babbel, Klaus Augenthaler, Lothar Matthäus, Marcel Witeczek, Jean-Pierre Papin, Roberto Donadoni oder Bruno Labbadia.
Ex- Profi Ziege kann also zumindest aus einem Fundus von respektablen Übungsleitern möglicherweise gewisse Schlüsse ziehen, um die ihm von Präsident Rolf Königs anvertraute Trainersuche zum Abschluss zu bringen.
Denn der 36-jährige Sportdirektor und Interimstrainer des Tabellenschlusslichts wirkte am Freitagabend derart desillusioniert, das man meinen könnte, er hätte die Nase vom Trainer-Alltag bereits gestrichen voll.
Verwundern würde es nach der tristen Vorstellung im Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht, das die Lauterer mühelos mit 3:0 gewannen. "Es haben sich nicht viele empfohlen, in Bochum in der Startelf zu stehen", sagte Christian Ziege nach der Schlappe gegen den Dritten der Zweiten Liga und zog bei seinem Trainerdebüt ein ernüchterndes Fazit.
"Erste Liga, keiner weiß warum", skandierten die Lauterer Fans nach dem frühen 1:0, das dem Traditionsklub aus der Pfalz viel Sicherheit gab. Genau die fehlte dem Spiel des VfL im Rheydter Grenzlandstadion gänzlich. Schnell wurde deutlich, dass es sich hier um eine Mannschaft handelt, deren Selbstbewusstsein nach dem total verunglückten Saisonstart völlig abhanden gekommen ist.
Die Niederlage gegen den Zweitligisten, dessen Aufwind im Fußball-Unterhaus eng mit Trainer Milan Sasic verbunden ist, entlarvte die enormen Probleme im mannschaftlichen Gefüge der Gladbacher. Während unter anderem Marin, Alberman, Daems oder Friend auf ihrer WM-Qualifikations-Tour weitere internationale Erfahrung sammelten, blieben die "Daheimgebliebenen" im Grenzlandstadion vieles schuldig.
Im Laufe der Woche schwillt der Gladbacher Kader wieder an. Ein scheinbarer Vorteil. Denn Christian Ziege erwarten nach dem enttäuschenden 0:3 gegen die Lauterer wohl eher die gleichen Probleme, die seinem Vorgänger Jos Luhukay angelastet und zum Verhängnis geworden waren: Aus einem großen Reservoir an Spielern - 28 an der Zahl - ein schlagkräftiges, von Erfolg beseeltes Team zu formen, das um den Ernst der Lage weiß und für den Abstiegskampf gerüstet ist. Und dazu bedarf es eines erfahrenen Trainers.