Die Suche nach dem Retter

Borussia Mönchengladbach bedauert Luhukay und will jetzt eine langfristige Lösung – ohne Effenberg.

Mönchengladbach. In schöner Regelmäßigkeit entlässt Borussia Mönchengladbach seine Trainer - gerne, wenn das Laub von den Bäumen fällt. Und das Bedauern ist wie immer groß, und die Worte sind bedeutungsschwer

"Es ist eine Tragödie, dass das schief gegangen ist. Das passt uns überhaupt nicht in den Kram", sagte gestern Rolf Königs, omnipotenter Präsident des Schlusslichts in der Fußball-Bundesliga. "Wir waren von Luhukay überzeugt, aber wir mussten reagieren. Die Ergebnisse haben nichts anderes zugelassen. Wir sind in Freundschaft auseinandergegangen. Jos Luhukay wird uns als unser Aufstiegstrainer in bester Erinnerung bleiben."

Aber auch als der Trainer, der eine verheerende Bilanz hinterlässt (ein Sieg, sechs Niederlagen und das Pokalaus), die jeden Nachfolger noch vor manche Herausforderung stellt.

Einen Tag nach der Entlassung von Luhukay, der ersten in dieser Bundesliga-Saison und der 14. beim ehemaligen Deutschen Meister seit 1990, hat im Borussia-Park die Trainersuche eingesetzt. Nicht fieberhaft, wie Sportdirektor Christian Ziege am Montag auf einer Pressekonferenz versicherte, sondern in aller Ruhe. "Wir fangen erst jetzt an und brechen nichts übers Knie", sagte der frühere Nationalspieler, der seine Doppelfunktion als Manager und Interimstrainer allerdings nicht "überstrapazieren" will: "Natürlich ist uns daran gelegen, die Entscheidung nicht auf ewig hinauszuzögern. Trotzdem wird es keinen Schnellschuss geben. "

Aber wer ist der "ideale" Mann für den Traditionsverein vom Niederrhein, der Trainergrößen wie Hennes Weisweiler, Udo Lattek oder Jupp Heynckes beschäftigte? Als Heynckes 2006 zum zweiten Mal am Niederrhein anheuerte und die grandiose Vergangenheit für kurze Zeit greifbar wurde, erlitt er Schiffbruch.

Nun ist im Dunstkreis des Borussia-Parks wieder ein alter Bekannter im Gespräch: Hans Meyer (65), der Aufstiegstrainer vom Bökelberg anno 2001, der allerdings unlängst mit dem 1. FC Nürnberg in Abstiegsgefahr geraten war, gekündigt wurde und seither im Rechtsstreit mit dem "Club" liegt.

"Es muss auf jeden Fall jemand sein, der uns da unten rausholt", sagt Ziege - womit der frühere Fußball-Profi zweifelsohne Recht hat. Ob Schleifer, Taktikfuchs oder geschliffener Redner - Borussia Mönchengladbach muss, so Präsident Königs, diesmal um alles in der Welt den Abstieg vermeiden.

Seit Sonntag tauchen die Namen der üblichen Verdächtigen auf: Neben Meyer sind das Mirko Slomka, Volker Finke, Thomas Doll, Klaus Augenthaler, Peter Neururer - und auch Stefan Effenberg. "Er ist immer ein gern gesehener Gast bei uns", sagt VfL-Präsident Rolf Königs über Letzteren, der aber seit gestern kein Thema mehr ist: "Doch wir haben seine Angebote in der Vergangenheit abgelehnt und werden das auch jetzt tun."

Und so lastet die erste Verantwortung auf Ziege: Gestern Nachmittag absolvierte er mit seiner Mannschaft die erste Laufeinheit in der Nähe des Stadions. Die Wegstrecke war mit Laub übersät, und die Spieler waren ganz gut drauf.

Als das Training vorbei war, brach der von Luhukay zuletzt vernachlässigte Sascha Rösler noch einmal eine Lanze für den Holländer: "Es war eine geile Saison in der zweiten Liga, und der Trainer hat sich auch danach immer vorbildlich verhalten. Warum es zur Zeit nicht läuft, weiß ich auch nicht genau."