Jos Luhukay muss gehen
Borussia Mönchengladbach entlässt seinen Cheftrainer. Ziege übernimmt kommissarisch.
Mönchengladbach. Keine Frage, bei der "Rechnung" von Christoph Daum findet man kein Haar in der Suppe. "Ein Sieg mag Zufall sein, zwei Siege können mit Glück zu tun haben, aber drei Siege zu schaffen - das ist schon harte Arbeit", sagte der Chefttrainer des 1. FC Köln nach dem dritten Saisonsieg seiner Mannschaft am Samstag im Borussia-Park (2:1).
Offenbar falsch kalkuliert hat dagegen Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer Jos Luhukay. Als sich Kölns Sturmkanone Novakovic in der 88. Minute den Ball fein zurechtlegte, nahm das Unheil seinen Lauf. Der FC-Stürmer raubte den Gladbachern mit einem perfekten Freistoßtor auch noch den einen Punkt und sorgte unter den Gladbach-Anhängern im Borussia-Park für lähmendes Entsetzen.
Ein Sieg und sechs Niederlagen in der Bundesliga, sowie eine Schlappe im Pokal - diese "Zahlenreihe" ist Jos Luhukay nun zum Verhängnis geworden. "Die Entscheidung fällt bald", verabschiedete sich der wortkarge Gladbacher Sportdirektor Christian Ziege am Sonnabend. Gefallen ist sie am Sonntag offiziell um 17.28 Uhr. "Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir ohne Jos Luhukay weiterarbeiten", sagte Präsident Rolf Königs.
Nur 146 Tage nach der rauschenden Aufstiegsparty in der Innenstadt Mönchengladbachs ist Luhukay also über das deprimierende 1:2 gegen den rheinischen Rivalen gestürzt. Christian Ziege übernimmt gleich am Montag das Training kommissarisch.
Damit muss sich der fünffache Meister erneut mit einer Trainer-Entlassung beschäftigen: 14 sind es mittlerweile. Und das seit 1990. Rekordverdächtig!
Tenor der stundenlangen Gespräche am Sonntag: Vorstand und Sportdirektor waren offenbar nicht mehr davon überzeugt, mit Luhukay die Karre aus dem Dreck ziehen zu können. Dessen Bundesliga-Bilanz ist allerdings auch eine miserable: In 22Erstligaspielen gab es lediglich drei Siege.
Der Abfall nach der Sternstunde gegen Bremen ist unverkennbar. Mit seinen permanenten "Wechselspielen" hat der 45-jährige Niederländer zuletzt immer wieder Schiffbruch erlitten. Zudem fehlte ihm in dem einen oder anderen Fall das glückliche Händchen im Umgang mit seinen Spielern.
Ob der Kader der Gladbacher grundsätzlich stark genug ist, um sich im Stahlbad Bundesliga zu behaupten, das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Bisher ist das nur bedingt der Fall. Bedenklich war vor allem der Leistungsabfall der Gladbacher nach dem Wechsel, als die Kölner nach Belieben schalten und walten konnten.
Auch Oliver Neuvilles mäßiger Auftritt stimmt nachdenklich. Denn der Kapitän konnte nichts reißen, so dass Gladbach in erster Linie immer wieder auf die Tagesform von Marko Marin angewiesen ist. Selbst wenn sich der 19-Jährige desöfteren mal verzettelt, die gefährlichsten Aktionen gehen von dem Nationalspieler aus.
So war der erste Sieg der Kölner in Gladbach seit 1992 weder Glück noch Zufall - das 2:1 war einfach nur verdient und leitete Luhukays Demission ein.