Frontzeck und das Dauer-Lächeln

Mönchengladbach. Glückwünsche zum vorzeitigen Klassenerhalt wollte Michael Frontzeck nach dem 1:0-Erfolg gegen den Hamburger SV noch nicht entgegen nehmen. "Wir sind auf einem guten Weg, haben nun aber am Samstag mit dem VfB Stuttgart bereits den nächsten schweren Gegner vor der Brust", sagte der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach, dessen Mannschaft im Duell gegen das Star-Ensemble aus Hamburg mehr Biss und Leidenschaft in die Waagschale geworfen hatte.

"Wir haben viel Herz gegen eine fußballerisch starke Mannschaft gezeigt. Ich bin überglücklich, dass wir gewinnen konnten", gestand Frontzeck.

Dass der Gladbach-Coach später ein gewisses Dauer-Lächeln nicht verbergen konnte, hatte er in erster Linie Innenverteidiger Roel Brouwers zu verdanken, der nicht nur Super-Stürmer Ruud van Nistelrooy jederzeit im Griff hatte, sondern auch in der 43. Minute per Abstauber mit seinem siebten Saisontreffer zum Matchwinner avancierte. "Es freut mich natürlich, dass ich wieder ein Tor geschossen habe. Es war kein schweres Tor, ich habe ein wenig spekuliert, dann fiel der Ball zufällig vor meine Füße und ich habe ihn reingemacht. Für mich als Abwehrspieler ist es aber am wichtigsten, die Null zu halten - und das ist uns gegen den HSV gelungen", sagte Brouwers, der als torgefährlichster Bundesliga-Verteidiger auch ins Blickfeld der niederländischen Nationalmannschaft gerückt ist.

Mit nunmehr zehn Punkten Vorsprung auf den Tabellen-16. Freiburg hat die Elf vom Niederrhein sechs Spieltage vor Saisonschluss das Ziel "Klassenerhalt ohne Zittern" so gut wie erreicht, was die 52269 Zuschauer - bis auf die rund 4000 mitgereisten HSV-Fans - auch nach dem Schlusspfiff ausgelassen im Borussia-Park feierten. "Kompliment an unsere Zuschauer. Das war eine fantastische Atmosphäre im Stadion", lobte Frontzeck die VfL-Treuen.

Beim Hamburger SV hingegen wird wenige Tage vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Europa-League gegen Standard Lüttich die Stimmung nach vier Pflichtspiele ohne Sieg immer gereizter: "Das war eine schwache und enttäuschende erste Halbzeit, die von Mutlosigkeit und Bewegungsarmut gekennzeichnet war", wetterte HSV-Boss Bernd Hoffmann enttäuscht zur Pause. Auch Trainer Bruno Labbadia fand deutliche Worte: "Wir haben keine Laufbereitschaft gezeigt und sind zu selten in die Tiefe gegangen, dorthin, wo es wehtut. Wir müssen uns nun in die Pflicht nehmen."

Dabei hatten beide Teams einen verheißungsvollen Start in die Partie hingelegt. Während der HSV versuchte, durch gekonntes Passspiel die Partie zu kontrollieren, setzten sich die Borussen immer wieder durch schnelle Konter in Szene. Nach 20 Minuten sank das Niveau jedoch merklich, die im Vorfeld favorisierten Hamburger fanden gegen sich weit zurückziehende Gladbacher kein Mittel. Kurz vor der Pause fiel dann wie aus dem Nichts das 1:0 für die "Fohlen": Brouwers stocherte nach einem Freistoß von Juan Arango den Ball zum späteren Endstand über die Linie.

In Durchgang zwei erhöhte der HSV bei strömendem Regen zwar den Druck, doch Zé Roberto (50.) sowie der zuvor eingewechselte Jonathan Pitroipa (54.) verfehlten das Gladbacher Gehäuse knapp. Auch Stürmer Paolo Guerrero - kam für den schwachen van Nistelrooy - konnte bei seinem Comeback nach siebenmonatiger Verletzungspause keine Akzente mehr setzten.

"Solche Siege tun gut, ein verdienter Erfolg, das ist Balsam für die Seele, das war ein schöner Sonntagabend", fasste später Borussias Sportdirektor Max Eberl das Geschehen aus seiner Sicht zusammen. Was das Thema Kaderplanung anbelangt, wird Eberl wohl ab sofort Vollgas geben: "Wir haben einige Dinge im Kopf, die wir nun intensiv angehen."