Fussball: Adler und der Unterschied von 20 Punkten

Leverkusens Torhüter hält den 3:1-Sieg gegen offensiv naive Gladbacher fest.

Mönchengladbach. Kaum hatte der Leverkusener Torwart René Adler die Bayer-Kabine betreten, setzte der Applaus seiner Kollegen ein - als Dank für eine Vielzahl von Glanztaten im Borussia-Park.

"Dafür bin ich ja da", sagte Adler nach dem 3:1-Sieg beim neuen Schlusslicht der Bundesliga in Mönchengladbach. Trotz einer schmerzhaften Schulterprellung hatte er eisern durchgehalten.

"Es war ein schwieriges Spiel. Nach dem Gladbacher Tor hätte es brenzlig werden können. Aber in der entscheidenden Phase sind wir enger zusammengerückt. Wir wollten unbedingt diesen Sieg", ergänzte Adler, "er war sehr wichtig. Für alle. Für den Verein, die Mannschaft und für die Fans."

Bayer Leverkusen präsentierte sich im Borussia-Park als das reifere und effizientere Team, spielte schön und erfolgreich. Doch immerhin trug der Tabellenletzte mit Spielwitz und neu entdeckter Lebendigkeit sporadisch zu einem durchaus ansehnlichen Spiel bei.

Tatsache aber ist: Zwischen Leverkusen (3.) und Gladbach (17.) liegen 14 Plätze und 20 Punkte. Und das hat Gründe: So lauerten in vorderster Front der überaus emsige und diesmal im Abschluss abgebrühte Stefan Kießling sowie Patrick Helmes ständig auf eine Chance.

Und im Mittelfeld absolvierte Simon Rolfes gewohnt routiniert sein Pensum. Hinten haperte es allerdings: Als überragende Größe entpuppte sich allein René Adler.

An dem 23-jährigen Nationaltorwart verzweifelten die Borussen ein ums andere Mal. Bei den Chancen von Rob Friend (64.) und Michael Bradley (68.) zeigte sich aber auch die Halbherzigkeit und Naivität der Gladbacher Offensive.

Gladbachs Cheftrainer Hans Meyer sehnt nach der sechsten Heimniederlage in der Hinrunde und der nicht enden wollenden Misere die Winterpause förmlich herbei. Mit zwei, drei neuen Spielern soll dann der Aufschwung beginnen.

"Es mag vermessen klingen, aber ich bin nicht ohne Hoffnung. Lasst es Frühling werden", sagte der 66-jährige Fußball-Weise, der sich auch diesmal nicht gescheut hatte, dem Fußball-Establishment die Stirn zu zeigen und auf die Jugend zu setzen.

Meyer brachte vier Spieler aus dem "Fohlen-Stall", setzte neben dem überragenden Marko Marin (19), und Tobias Levels (22) auf den 20-jährigen Christian Dorda und den Torschützen Toni Jantschke (18). Dem jungen Marin - Vertrag bis 2010 - prophezeit Hans Meyer in der Rolle als Ideenproduzent hinter den Spitzen sogar eine große Karriere. Aber bei welchem Verein?

Marin war der einzige Akteur bei der niederrheinischen Borussia, der sich mit der geballten Leverkusener Fußball-Kompetenz auf dem Platz messen konnte. Und vielleicht wird er ja auf kurz oder lang auch einmal in der Kabine so freudig empfangen wie Leverkusens Keeper René Adler. Doch bis zum Klassenerhalt der Gladbacher ist es noch ein langer und beschwerlicher Weg.