Suche nach Trümpfen im Abstiegskampf
Borussia Mönchengladbachs Trainer Hans Meyer bewegt sich auf dünnem Eis. Ein Sieg gegen Bayer wäre wie ein Sechser im Lotto.
Mönchengladbach. Hans Meyers Bild von seiner Mannschaft ist jetzt komplett. Der Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach hat seit Beginn seiner Tätigkeit alle Eindrücke gesammelt, sortiert und sie verarbeitet. Ob im Training, in Zwiegesprächen, ob in der Gruppe oder im Spiel selbst, dem Hauptkriterium bei seinen Beobachtungen. Mit Ausnahme von Jan Callsen-Bracker und Sebastian Schachten - beide waren lange verletzt - hat er den einst 28 Mann starken Kader gewissenhaft unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis ist schockierend. Meyer hat drei Spieler "vor die Tür" gesetzt (Rösler, Coulibaly, Touma) und experimentiert weiter - ohne durchschlagenden Erfolg. Denn herausgekommen ist noch nicht viel: Glückliche Punktgewinne gegen Karlsruhe, Bayern München und Bielefeld haben aber zumindest dafür gesorgt, dass der Aufsteiger im Kampf um den Klassenerhalt noch im Rennen ist.
"Aber wir kommen nicht umhin", sagt Meyer, "auf der einen oder anderen Position etwas zu machen." Im Klartext heißt das: Borussia Mönchengladbach sucht, wie die WZ aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, in der Winterpause vier gestandene Profis - einen Torwart, einen Abwehrspieler, einen Malocher fürs Mittelfeld, der die Kreativspieler Baumjohann und Marin unterstützt, sowie einen Stürmer, um Einzelkämpfer Rob Friend zu entlasten. Im Gegenzug erwägt Meyer, sich von weiteren Spielern zu trennen, denen er die Bundesliga-Tauglichkeit oder auch die Qualität für den Abstiegskampf abspricht. Ganz oben auf dem Papier stehen Ndjeng, Brouwers und Jaurès.
Doch es ist so eine Sache, für relativ kleines Geld - maximal fünf Millionen Euro würde der Verein locker machen - Qualität zu erwerben. "Ein Trumpf-Ass aus dem Ärmel zu ziehen, gelingt in den seltensten Fällen", sagt Spielerberater Kon Schramm, Inhaber der Neusser Agentur Player-Management, der keinen Geringeren als Lukas Podolski betreut, "denn Fehler, die in der Sommerpause begangen wurden, lassen sich kaum reparieren." Andererseits sei die Bundesliga für viele ausländische Spieler ein verlockendes Ziel. Oguchi Onyewu, ein bei Standard Lüttich unter Vertrag stehender Abwehr-Recke aus den USA, ist ein Spieler dieser Kategorie. Der 26-Jährige liebäugelt mit der Bundesliga und ist bei Borussia Mönchengladbach im Gespräch. Problem Nummer 1: Im Sommer 2009 ist er ablösefrei, Problem Nummer 2: Keiner kann dem Mann versprechen, dass Gladbach den Klassenerhalt schafft. Onyewu ziert sich, Borussia grübelt.
Und so widmet sich Borussia Mönchengladbach heute erst einmal seinen Hausaufgaben im Borussia-Park. Nach der schmerzvollen 1:3-Niederlage gegen Cottbus wollen die Gladbacher sich gegen Bayer Leverkusen zumindest eines nicht nachsagen lassen - nicht alles Menschenmögliche im Kampf um drei Punkte unternommen zu haben.