Bundesliga Das ist Gladbachs Marktwert

Krefeld · Der Kader der Fohlen Elf rangiert nach dem Hinzugewinn von Hannes Wolf und Valentino Lazaro mit 309 Millionen Euro auf Rang fünf im Liga-Ranking.

Durch den Zukauf unter anderem von Hannes Wolf haben die Gladbacher den Marktwert von 300 Millionen Euro des Gesamtkaders durchbrochen.

Foto: dpa/Guido Kirchner

In diesem ungewöhnlichen Transfersommer hat sich Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach um zwei Farbtupfer bereichert. Sportdirektor Max Eberl und Cheftrainer Marco Rose schwärmen unisono von den beiden Neuen im Team, den Österreichern (beide in Graz geboren) Hannes Wolf und Valentino Lazaro, der an einer Muskelverletzung laboriert. Der eine kam von RB Leipzig, der andere stand beim Europa-League-Finalisten Inter Mailand unter Vertrag. Durch deren Zukauf haben die Gladbacher nach einem durch Corona bedingten Rückschritt im April nun erneut die Schallmauer von 300 Millionen Euro (Marktwert des Gesamtkaders) durchbrochen.

Zu diesem Ergebnis ist das Portal transfermarkt.de gekommen, das bei ständiger Beobachtung des Geschehens auf dem Fußball-Karussell den mutmaßlichen Wert eines jeden Spielers einstuft und damit die Grundlage für eine Ablösesumme x bei Spielertransfers schafft. Damit rangiert der Traditionsverein vom Niederrhein (309 Millionen Euro) hinter Bayern München (912), Borussia Dortmund (582), RB Leipzig (460) und Bayer Leverkusen (406 Millionen Euro) momentan an fünfter Stelle der Tabelle. „Gladbach hat den interessantesten und ausgewogensten Kader seit langem“, sagte uns die Torjäger-Legende der Gladbacher Borussia, Herbert Laumen (77), die dem angesehenen Ehrenrat des Vereins angehört, „und deshalb halte ich es durchaus für möglich, dass Marco Rose und seine Mannschaft in der kommenden Saison in der Lage sind, noch eine Schippe draufzulegen. Rang vier sollte auf jeden Fall wieder drin sein.“

Dass in diesem Sommer durch die Corona-Pandemie andere Maßstäbe im Transferzirkus gelten und Transfersummen auch einmal „aus dem Ruder laufen“ können, zeigen zwei Beispiele. So musste der frisch gebackene Triple-Gewinner FC Bayern für den „Weltstar“ in spe Leroy Sane dem Vernehmen nach „lediglich“ knapp 50 Millionen hinblättern (bei einem Marktwert von 80 Millionen Euro), Timo Werner, der von Leipzig zum FC Chelsea wechselte, war den Engländern wiederum „nur“ 53 Millionen wert, obwohl der Marktwert zum damaligen Zeitpunkt bei 64 Millionen Euro lag, der ebenfalls nicht annähernd erreicht wurde.

Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl geht in diesen eher unsicheren Zeiten lieber auf Nummer sicher und erläuterte kürzlich im Trainingscamp der Fohlen Elf den Hintergrund der Transferaktivitäten des Champions-League-Teilnehmers und das Modell des Leihgeschäfts, das sich als interessante Alternative herauskristallisiert hat. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, unsere Mannschaft weitgehend zusammenzuhalten, keine wichtigen Spieler abzugeben und zwei Spieler dazu zu nehmen, um unsere Qualität zu verbessern“, sagt der Manager, „die Transfers von Hannes Wolf und Valentino Lazaro waren deswegen nur logisch. Die Spieler passen sehr gut in unseren Kader. Wir wollen Konkurrenz im Team haben, um besser zu werden.“

Dass die beiden zunächst einmal über ein Ausleihgeschäft (Kostenpunkt insgesamt knapp drei Millionen Euro) im Borussia-Park gelandet sind, ist ein Gebot der Vernunft.  Eberl: „In der Corona-Zeit haben wir immer sehr authentisch agiert. Uns sind viele Einnahmen weggebrochen. Die Champions-League-Teilnahme, die wir uns verdient haben, ist in dem Zusammenhang ein Segen für uns. Dementsprechend haben wir Geld eingenommen, mit dem wir nicht kalkuliert hatten.“ Einmal in Fahrt, lässt Eberl seinem Redeschwall weiter freien Lauf: „Die Mannschaft hat für die Mitarbeiter des Vereins auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet. Dann können wir nicht im Sommer viele Millionen für Transfers ausgeben. Das wäre unglaubwürdig. Ich möchte unserer Mannschaft gegenüber authentisch sein. Deswegen waren die Transfers so, wie wir sie getätigt haben, nur logisch.“ Spätere echte Verpflichtung nicht ausgeschlossen.

Für Herbert Laumen, der auch durch den Pfostenbruch vom Bökelberg anno 1971 Berühmtheit erlangte, ist die gelungene Transferpolitik  in den vergangenen Jahren der Hauptgrund für den Höhenflug des fünffachen Deutschen Meisters, der in jüngster Zeit sage und schreibe sechsmal auf den internationalen Spielfeldern agierte. „Das Sahnehäubchen im vergangenen Sommer war zudem die Verpflichtung von Marco Rose“, sagt Laumen, „der Trainer versteht es offensichtlich, die Jungs bei Laune zu halten. Das Verhältnis der Spieler untereinander ist zudem offenbar sehr gut. Die Chemie scheint zu stimmen, und ich weiß aus eigener Profierfahrung, wie wichtig das ist.“

Rose hatte vor seinem Wechsel an den Niederrhein RB Salzburg zu zwei Meisterschaften und einem Pokaltriumph verholfen. Bei Borussia Mönchengladbach erntete der 43-jährige Fußball-Lehrer gleich in seinem ersten Jahr die ersten Früchte mit dem Sprung in die Königsklasse, und jetzt dürfte das Niveau des Gladbacher Kaders dank des neuen Österreich-Duos aus Graz einen neuen Höchstwert erreicht haben.