Meyers Sorgen im Gladbacher Aufschwung

Im Duell der Abstiegskandidaten erwartet Borussia am Freitag den VfL Bochum.

Mönchengladbach. Hans Meyer kennt keinen Tag ohne Probleme. Der Mann arbeitet als Fußballtrainer, und im vergangenen Jahrzehnt seines Schaffens war er überwiegend damit beschäftigt, notleidende Bundesligisten zu reformieren.

Aber auch am Donnerstag vermochten die wärmenden Strahlen, die der Himmel hinab sandte, seine Sorgen beim neuesten Projekt in Mönchengladbach nur ein wenig zu vertreiben. Dabei hatte er mit seiner Borussia zuletzt zwei Siege in Folge errungen.

Zweimal schossen seine Profis vier Tore, besiegten den Titelanwärter Hamburg und labten die eigene Seele und die der Fans mit einem weiteren, dem 20. Sieg beim Erzrivalen 1.FC Köln, um sich nach Wochen der Tristesse wieder unter die Lebenden im zähen Abstiegskampf der Liga zu mischen.

Plötzlich aber redete der 66-Jährige von Scharfrichtern, die kommen, "wenn wir gegen Karlsruhe und Bielefeld spielen". Dann sah er sich für den Donnerstagnachmittag als Psychologe gefordert: "Da muss ich den Jungs erklären, warum wir seit 25 Jahren nicht mehr gegen Bochum gewonnen haben."

Denn das werde "ein ganz anderes Spiel als der gedankenlose Fan glaubt". Bochum also ist auch einer dieser Scharfrichter. Dieses Bochum spielt am Freitag (20.30 Uhr) im Borussia-Park. Und dieses Bochum ist tatsächlich ein Angstgegner. Da Meyer das Mittel der Übertreibung gerne einsetzt, bleiben es immerhin 14 Spiele in Folge in denen die Borussia gegen dieses Bochum nicht gewinnen konnte. Gladbachs letzter Bundesligasieg gegen den Ruhrpott-Klub liegt mehr als elf Jahre zurück. Im September 1997 schossen Stefan Effenberg und Andrej Juskowiak die Tore zum 2:1.

Da kannte in Gladbach keiner Hans Meyer. Nun scheint es, als habe der Trainer zum zweiten Mal nach seinem ersten Wirken 1999 den Kosmos des Traditionsklubs vielversprechend geordnet.

Im Ergebnis mit elf gewonnen Punkten in der Rückrunde ist aktuell also wieder Zuversicht zu spüren, perspektivisch traut Meyer dem Trend aber nicht gänzlich und ruft das Spiel gegen Bochum zum Charaktertest aus: "Die Klasse von Profis zeigt sich, wenn sie nach zwei Niederlagen nicht anfangen zu zweifeln und nach zwei Siegen nicht anfangen zu spinnen." Meyers Sorgen werden nicht weniger.