Leverkusens Angst vor dem Liga-Endspurt

Nach dem 1:1 gegen Hamburg braucht Bayer noch einen Punkt für die Champions League.

Leverkusen. Stefan Kießling hat herausgefunden, warum Bayer Leverkusen auch im aktuellen Saisonendspurt erneut die Kraft ausgeht. „Wenn du jeden Tag in den Zeitungen liest, dass es Leverkusen am Ende wieder nicht schafft, glaubst du es irgendwann selbst.“ Der Nationalstürmer, bei Bundestrainer Joachim Löw im Moment ohne Chance, war nach dem 1:1 (0:1) gegen den Hamburger SV völlig frustriert. Daran änderte auch nichts, dass Kießling es war, der in der 54. Minute die Führung von Heiko Westermann aus der zweiten Minute ausglich. Mit einem Schuss, der eigentlich gar keiner war.

Die Zuschauer reagierten sauer. Es gab sogar einige, die sich zu „Heynckes raus“-Rufen aufgefordert sahen. Ein Ding der Unmöglichkeit angesichts einer Saison, die mit 65 Punkten für Bayer ein herausragendes Ergebnis brachte. Entsprechend bedient war der Trainer. „Mich berührt das nicht, dafür bin ich zu lange im Geschäft“, sagte Heynckes. Und schüttelte trotzdem verständnislos den Kopf. „Ich hätte mir mehr objektive Unterstützung gewünscht.“ Heynckes wäre aber nicht Heynckes, wenn er nicht schnell zu den Tatsachen der Liga zurückgefunden hätte. „Wir müssen uns nicht kleiner machen als wir sind. Wir haben drei Punkte Vorsprung auf den FC Bayern und werden auch nach 34 Spieltagen auf Platz zwei bleiben“, sagte der Trainer demonstrativ, der am Montag seinen 66. Geburtstag feiert.

Schon ein Unentschieden würde in Freiburg reichen, um den FC Bayern auf Distanz zu halten. Trotzdem kein ganz einfaches Spiel, zumal die Bayer-Profis in Freiburg gegen ihren zukünftigen Trainer Robin Dutt antreten müssen. „Das spielt für meine Spieler und für mich keine Rolle“, sagt Heynckes, den die ganze Kaffeesatzleserei zum Ende der Saison nur noch nervt.

Bayer steht seit dem 19. Spieltag auf Platz zwei, den pfeifenden Fans ist allerdings in erster Linie das 0:2 gegen den 1. FC Köln in Erinnerung geblieben, mit dem man sich endgültig aus dem Titelrennen verabschiedete. „In Freiburg werden wir ganz anders auftreten“, sagte Heynckes. Entscheidende Spiele sind aber nicht die Stärke seiner Mannschaft. Das waren sie nie. In eineinhalb Jahrzehnten wurde Bayer fünfmal Zweiter der Liga, verlor das Champions-League-Finale 2002, das Finale um den DFB-Pokal 2009. Dass Michael Ballack überraschend nicht in der Startformation stand, wollte der Trainer nicht überbewerten. „Das ist nur eine Frage der Rotation“, sagt Heynckes. Und schüttelte wieder verständnislos den Kopf.