Christian Erwig: „Es war ein lehrreiches Jahr“

Christian Erwig ist wieder ein Schalker. Der Frust für den 24-jährigen Stürmer war zu groß, um bei Fortuna noch einmal anzugreifen.

Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf und Christian Erwig - ein großes Missverständnis? Der Stürmer hat den Fußball-Drittligisten jedenfalls vorzeitig verlassen. Am Ende nicht mehr überraschend, schienen die Fronten doch sehr verhärtet. Beide Seiten einigten sich auf eine Auflösung des eigentlich bis 2009 laufenden Vertrages.

Am Samstag um 14 Uhr unterschrieb der 24-Jährige beim FC Schalke 04, war am Sonntagnachmittag schon beim Regionalliga-Spiel der Schalker Reserve gegen Mainz II. Spielen durfte er zwar noch nicht, aber die Düsseldorfer Niederlage in Sandhausen (0:2) war schon Nebensache. "Ich bin jetzt Schalker", sagt Erwig gegenüber der WZ, "das interessiert mich nur noch beiläufig."

Auch wenn er es nicht direkt sagen will: Frust und Enttäuschung brodeln heiß hinter der Fassade des blauäugigen Blondschopfs. Er wolle "nicht nachkarten", aber die Nichtberücksichtigung für die erste Elf vor neun Tagen dürfte eine innere Explosion ausgelöst haben.

Als Axel Lawarée verletzt für das Spiel gegen Unterhaching passen musste, stellte Trainer Norbert Meier seinen Rivalen Deniz Kadah auf (kam von Regionalliga-Absteiger Lübeck) statt Erwig eine Chance zu geben. Und auf die Fahrt nach Sandhausen nahm Meier den Stürmer gar nicht erst mit. Die deutliche Begründung: "Warum sollte ich auf einen Spieler setzen, der mit den Gedanken schon bei einem anderen Verein ist."

Im Gespräch war vergangene Woche Preußen Münster, das seine Verpflichtung schon meldete. Letztlich wurde es Schalke II, von wo Erwig vor 14 Monaten zur Fortuna gewechselt war. Mit viel Ehrgeiz, den er nicht selten offenbarte. Im Training und neben dem Platz.

Mit Meiers Vorgänger Uwe Weidemann hatte das schon zu Streit geführt, Erwig war nach acht Spielen zu Saisonbeginn kaum mehr berücksichtigt worden. Nicht einmal nach dem wichtigen Ausgleichstreffer gegen Braunschweig (1:1), eines von zwei Saisontoren. In der Winterpause wollte er neu angreifen, freute sich auf den neuen Trainer.

Dass Meier eine neue Art habe, Disziplin einfordere, fand Erwig damals gut. Doch von letztlich 29Saisonspielen erlebte er 19 erst nach seiner Einwechslung. "Christan ist charakterlich sehr in Ordnung", so Geschäftsführer Wolf Werner. "Ihm fehlte bei uns nur der absolute Biss, um sich hier durchzusetzen."

Die späte Berücksichtigung (ab 62. Minute) gegen Unterhaching war das einzige Pflichtspiel in dieser Saison. Zu wenig für einen, der einen Bundesligaeinsatz für Schalke vorweisen kann.

"Es war ein lehrreiches Jahr in Düsseldorf", so Erwig, "dafür will ich Danke sagen." Das klingt bitter-zynisch. Man müsse auch mal negative Erfahrungen machen, um daraus lernen zu können, fügt er an. Die Fortuna hat ihn ziehen lassen - trotz der personellen Probleme vor allem im Angriff. Erwig hätte sie gerne gelöst, konnte es aber zuletzt nicht.

"Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass ich hier keine Perspektive mehr habe", sagt Erwig, "ich will wieder Fußball spielen und Tore schießen." In den kommenden Tagen zieht er zurück in die alte Heimat - wohnen in Reken, spielen in Gelsenkirchen. Das Missverständnis hat ein Ende.