Fortuna Düsseldorf Die Zeit rennt der Fortuna davon

Eine schnelle Entscheidung in der Trainerfrage würde helfen, um auch bei der Suche nach Verstärkungen zielgerichteter sein zu können.

Fortuna Düsseldorf: Die Zeit rennt der Fortuna davon
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Das Profigeschäft ist äußerst schnelllebig. Im April wurde Frank Kramer als großer Hoffnungsträger vom Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall und dem damaligen Sportvorstand Helmut Schulte vorgestellt. Keiner von diesen drei Herren trägt bei Fortuna Düsseldorf jetzt noch Verantwortung. Der Verein muss also (mindestens) drei wichtige Stellen neu besetzten. Die Trainersuche bleibt die oberste Priorität für den Fußball-Zweitligisten, und in den nächsten Tagen, wahrscheinlich aber erst nach Weihnachten wird eine Personalentscheidung fallen. Die Entscheidungsträger täten gut daran, so schnell wie möglich einen Termin zu finden, an dem der Trainer definitiv vorgestellt wird. Die gute Arbeit von Peter Herrmann als Intererimstrainer hat dem Verein zwar Zeit verschafft, aber das Rumgeiere und Vertrösten passt in das alte Bild des Vereins, der in sich zerstritten ist.

Offensichtlich ist es nicht so einfach, eine für alle genehme Lösung zu finden. Die Vermutung, dass sich der Vorstand in Person von Paul Jäger und Sportdirektor Rachid Azzouzi bislang nicht auf eine Lösung verständigen konnte, hat wohl mehr in sich als ein Fünkchen Wahrheit. Kandidaten und Trainer, die sich selbst angeboten haben, gab und gibt es genug. Die Wahrscheinlichkeit, dass Fortuna auch von der Trainersituation in der Bundesliga abhängig ist, ist ziemlich groß. Zudem ist immer noch nicht klar, ob Fortuna sofort auf einen Trainer zurückgreift, der längerfristig hilft oder eine Art Feuerwehrmann bis zum Saisonende installieren wird. Und das, um den Platz dann für einen „Wunschtrainer“, der jetzt noch woanders unter Vertrag ist, warm zu halten. Obwohl eine Rückholaktion von Norbert Meier auf den ersten Blick wie ein Phantasie-Produkt erscheint, ergibt sich natürlich die Frage, warum der 57 Jahre alte Fußballlehrer seine Zelte offenbar zum Saisonende in Bielefeld abbrechen will. Er kann auch bei einem Verein aus der Bundesliga auf dem Wunschettel stehen. „Die Arminia hat mir zudem noch keinen Vertragsentwurf vorgelegt“, sagte Meier am Donnerstag.

Dass ein Trainer von sich aus bei einem Verein wie Fortuna absagt, erscheint mehr als abwegig. So negativ kann der Ruf der Fortuna gar nicht sein, als dass ein (bald) arbeitsloser Fußballlehrer darauf verzichten könnte, auf dem Trainerkarussell mitzufahren. Auch da geht es wohl nur um den finanziellen Rahmen und die möglichen Alternativen. Letztlich muss sich auch der Verein alle Möglichkeiten offen halten, um nicht wieder von vorne anfangen zu müssen, wenn der Favorit plötzlich doch höherklassig fündig geworden ist.

Zweifellos drängt die Zeit, denn je eher ein neuer Trainer gefunden ist, desto schneller können auch die (nötigen) Winterverpflichtungen getätigt werden. Zwar kann und muss Azzouzi auch hier mit geeigneten Kandidaten bereits im Gespräch sein. Aber es würde natürlich Sinn machen, wenn der neue Trainer bei der Suche nach neuen Spielern mitreden würde.

Langsam ist auch der Aufsichtsrat gefordert, ein neues Konzept für die Gestaltung und Besetzung der Vorstandsposten zu präsentieren. Ärger wäre programmiert, wenn ein Sportvorstand installiert wird, der damit quasi zum Vorgesetzten von Rachid Azzouzi wird. Der sagt, dass er selbst derjenige ist, der im sportlichen Bereich die alleinige Verantwortung tägt. Will der Verein mehr Sportkompetenz im Vorstand, kommt der Aufsichtsrat nicht daran vorbei, Azzouzi dafür zu berufen oder ihn vollkommen zu demontieren, indem ihm jemand anderes vor die Nase gesetzt wird.

Die Idee nach dem Schulte-Rauswurf war, dem Sportdirektor keinen gleichzeitigen Sitz im Vorstand zu geben. Die Abfindung für Vorstandsmitglieder dürfte im Misserfolgsfall deutlich höher ausfallen als bei einem reinen Sportdirektor. Ohnehin steht Azzouzi unter großem Druck. Der nächste Schuss, also die Verpflichtung des Trainer muss sitzen. Denn ein erneutes Scheitern eines Wunschkandidaten würde auch den Sportdirektor zu Fall bringen.