Fortuna Düsseldorf Ein Umdenken muss her

Der Trainer lässt zu offensiv spielen, die Spieler treffen falsche Entscheidungen und sind teils völlig außer Form. Eine Analyse.

Fortuna Düsseldorf: Ein Umdenken muss her
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Fortunas Auftritt in Hamburg sollte die letzte Warnung gewesen sein. Es muss etwas passieren. Vor allem in den Köpfen der Spieler. Beim 0:4 auf St. Pauli gab es zu viele Dinge, die nicht funktioniert haben. In unserer Analyse zeigen wir auf, wo das Potenzial für ein Umdenken und die nötige Leistungssteigerung entwickelt werden kann.

Die Spieler laufen und kämpfen, aber kein Fan hat den Eindruck, als würden die mit dem Fortuna-Logo auf der Brust ihr letztes Hemd für einen Erfolg geben. In den Köpfen der Spieler sind offensichtlich Gedanken, die einem aufopferungsvollen Abstiegskampf entgegenstehen. Zum einen ist da die Fehleinschätzung, dass das Potenzial der Fortuna reicht, um mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen. Wer einmal im Abstiegskampf war, weiß, dass dies nicht funktioniert. Zudem überschätzen sich Spieler, die denken, weil sie vor geraumer Zeit Bundesliga gespielt haben, reiche es auch jetzt. Eine Erfolgsserie kommt nicht von allein. Dafür müssen Zweitliga-Spieler mehr tun, als es die Fortunen auf St. Pauli bereit waren.

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Wer meint, als Tabellen-16. mit wenig Selbstvertrauen und noch weniger Spielglück so offensiv spielen zu können, läuft ins offene Messer. Wer nicht kompakt steht und dann noch vermeidbare Fehler macht, wird gnadenlos bestraft. Wer auf fremdem Platz ausgekontert wird, hat es nicht besser verdient. Mit so wenigen Spielern hinter dem Ball — wie beim schon vorentscheidenden 0:1 — wirken sich Stellungsfehler sofort aus. Und wenn dann die beiden offensiven Außen keine Lust haben, nach hinten zu arbeiten, sind die Außenverteidiger gegen eine Überzahl überfordert. Da Julian Koch zudem die Mitte als defensiver Abräumer so nicht halten konnte, war auch im Zentrum trotz der noch halbwegs ansprechenden Leistung von Marcel Sobottka immer wieder Alarmstimmung.

Selten ist das so krass aufgefallen wie am Millerntor. Die Mittelfeld- und Offensivspieler halten viel zu lange den Ball. Das gilt für Sercan Sararer wie für Kerem Demirbay. Schnelle Kombinationen, die helfen, um eine Abwehr aufzureißen, sind nicht zu sehen. Wer den Ball annahm, spielte nach mindestens drei Kontakten quer oder dribbelte mitten in eine gegnerische Spielertraube hinein. One-Touch-Fußball wird im Training geübt, im Spiel ist das nicht zu sehen, weil sich auch niemand freiläuft oder die Laufwege vom Ballführenden zu selten erkannt werden. Einstudierte Spielzüge gibt es nicht.

Im Abstiegskampf muss nicht schön gespielt werden. Was spricht eigentlich dagegen, mal ohne formschwache Offensivkräfte aufzulaufen? Lieber zu mauern und total defensiv einen Punkt mitnehmen, als im Hurrastil nach 20 Minuten mit 0:2 zurückzuliegen? Obwohl Didier Ya Konan immer für ein Tor gut ist, darf er nicht 89 Minuten lang jeden Zweikampf verlieren. Mathis Bolly — vom schnellen, gefährlichen Gepard zur schnellsten Maus verkommen — hat vielleicht mal einen Sprint, der eine Chance generiert. Das reicht nicht. Zudem bekommen die Offensivkräfte defensiv zu wenig auf die Kette. Um im Abstiegskampf bestehen zu können, werden elf Kämpfer gebraucht und nicht zwei Spieler, deren gute Tage immer seltener werden.

Das Umdenken muss so schnellstmöglich einsetzen. Das gilt auch für den Trainer, der auf einigen Positionen nach Potenzial und nicht nach Leistung aufstellt. Wenn das Team nicht gedanklich zusammenrückt, kann sich Fortuna bereits im Winter auf die 3. Liga vorbereiten.