Stürmer aus den Niederlanden Darum hat Vincent Vermeij „so richtig Bock“ auf Fortuna

Düsseldorf · Fortuna ist für den 28 Jahre alten Vincent Vermeij die erste Station in der Zweiten Liga. Er sei ein anderer Stürmertyp als seine Vorgänger, betont er – aber Angst vor Vergleichen der Fans hat der Niederländer nicht.

Stürmer-Neuzugang Vincent Vermeij, der aus der Nähe von Amsterdam stammt, bei einer seiner ersten Trainingsrunden im Fortuna-Dress.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Zugegeben: Es ist zunächst einmal keine Sensation, wenn ein Niederländer sehr gut Deutsch spricht. In dieser Hinsicht haben viele von Vincent Vermeijs Landsleuten ihre deutschen Nachbarn schlichtweg verwöhnt. Dass jemand jedoch derart perfekt in einer eigentlich doch fremden Sprache kommuniziert wie Fortunas neuer Stürmer, ist aber schon bemerkenswert. War er demnach bereits in der Schule ein Überflieger in Sachen Deutsch? „Nein, ganz sicher nicht“, antwortet Vermeij laut lachend. „Ich habe die Sprache in der Schule schon nach einem Jahr abgewählt und gesagt: Das brauche ich sowieso nie.“

So kann man sich täuschen. Im Sommer 2019 wechselte der 1,96-Meter-Mann von Heracles Almelo zum MSV Duisburg in die Dritte Liga und traf dort auf einen Sportdirektor, der in Sachen Sprache kein Erbarmen zeigte. „Ivo Grlic sagte gleich am ersten Tag zu mir: Englisch wird hier nicht geredet“, erinnert sich Vermeij. „Ich konnte zu dem Zeitpunkt auf Deutsch nicht mehr als: Hallo, ich bin Vince. Tja, und dann musste ich es lernen.“

Mit großem Erfolg, denn abgesehen von einer leichten Sprachfärbung und der ganz seltenen Suche nach einer speziellen Vokabel unterhält er sich vier Jahre später wie ein Einheimischer. „Ich bin halt Perfektionist“, sagt er lächelnd. Das hilft natürlich enorm bei der Eingewöhnung, auch wenn ihm diese bei Fortuna ohnehin sehr leichtfällt. „Das ist eine richtig gute Truppe hier“, versichert er. „Ein sehr guter Charakter in der Mannschaft. Und die Sache wird natürlich noch einfacher für mich, weil Yannik Engelhardt mit mir aus Freiburg hierhergekommen ist. Und zu meinem Landsmann Jordy de Wijs hatte ich auch gleich Kontakt, klar.“

Engelhardt und Vermeji – das passt einfach. Die beiden teilten sich auf den Touren mit der zweiten Mannschaft des Sportclubs ein Zimmer, und Engelhardt, mit 22 sechs Jahre jünger als der Niederländer, deutete in seinem ersten Interview bei Fortuna auch gleich an, dass das von ihm aus gern so bleiben könne. Vermeij sieht das genauso, plaudert dabei mit viel Schalk im Nacken gleich aus dem Nähkästchen: „Yannik ist voll ruhig und schnarcht auch nicht, aber er singt gern. Am liebsten auf Englisch, aber er kann sich leider keine Texte merken. Damit ziehe ich ihn immer auf, aber er singt trotzdem weiter.“

Auf jeden Fall seien die beiden immer sehr ehrlich zueinander, berichtet der 28-Jährige. „Als die Saison zu Ende ging und wir darüber sprachen, wie es weitergeht, hatten wir die Idee: Wir sagen uns jetzt gleichzeitig, welcher Klub es wahrscheinlich wird“, erzählt Vermeij. „Als wir dann beide ,Fortuna Düsseldorf‘ sagten, haben wir laut gelacht und gerufen: Das gibt’s doch gar nicht! Aber wir haben uns sehr gefreut, dass es vielleicht gemeinsam weitergeht. Klasse, dass es wirklich geklappt hat.“

Der Mittelstürmer, den alle nur „Vince“ nennen („Vincent sagt außer meinen Eltern niemand, und auch die nur, wenn ich etwas Schlimmes angestellt habe“), freut sich sehr auf seine Zeit bei Fortuna, vor allem auf die Atmosphäre in der Arena „mit diesen tollen Fans“. Zudem sei Düsseldorf „eine Megastadt, nicht weit von Doetinchem, wo die Familie meiner Frau lebt“. Davor, dass die Anhänger ihn womöglich mit Rouwen Hennings und Dawid Kownacki vergleichen, die den Verein kürzlich verließen, hat er keine Angst. „Ich weiß, dass Rouwen eine Legende war und Dawid eine starke Saison gespielt hat“, sagt er. „Aber die Fans werden noch sehen, dass ich ein anderer Stürmertyp bin. Es wird etwas von mir erwartet, aber nicht nur von mir. Wir haben auch andere Spieler, die das Tor treffen können; mit einem allein schafft man das nicht. Ein bisschen Druck ist normal bei einem solchen Traditionsverein.“

Wichtiger als die Nähe zur Heimat sei bei seiner Entscheidung für Fortuna übrigens gewesen, dass der Verein ambitioniert sei. „Das hat mich gleich angesprochen“, erklärt er, „weil ich hier einen weiteren Schritt machen möchte. Der Verein ist richtig groß, darauf habe ich Bock, das ist richtig geil.“ Mit 28 sei er zwar so etwas wie ein Spätstarter, aber das ändere nichts an seinen Zielen: „Ich will Stammspieler sein, ich will Tore machen, dafür bin ich hergekommen.“