Bemerkenswertes Comeback Daniel Ginczek ist gegen Bielefeld einer der Lichtblicke für Fortuna

Bielefeld · Daniel Ginczek hat bittere Wochen hinter sich. Nach seiner schweren Verletzung kam er lange nicht richtig in Tritt, erntete nach vergebenen Großchancen viel Kritik. In Bielefeld war er trotz des enttäuschenden 2:2 einer der Lichtblicke.

Machte in Bielefeld ein gutes Spiel: Fortunas Angreifer Daniel Ginczek.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Ob Daniel Ginczek wohl überhaupt in Bielefeld gespielt hätte, wenn Rouwen Hennings nicht beim 2:2 gegen den HSV seine fünfte Gelbe Karte der Saison gesehen hätte? Wahrscheinlich nicht. Doch manchmal sind es eben die kleinen Pechmomente der Kollegen, die einem Spieler eine neue Chance eröffnen. Und trotz des enttäuschenden Ergebnisses mit dem 2:2 auf der „Alm“ nutzte Ginczek sie. Zum ersten Mal, seit er mit Rückrundenbeginn aus seiner langen Pause nach dem Sehnenriss im Oberschenkel zurückkehrte, zeigte der Stürmer eine Leistung, die für seine weitere Zeit im Fortuna-Trikot Hoffnung macht.

Vier Tage vor seinem 32. Geburtstag setzte „Ginni“ seinen stärksten Akzent in der 60. Minute. Tief im Mittelfeld schaltete er blitzschnell, nachdem Kapitän Andre Hoffmann einen langen Pass der Bielefelder per Kopf abgefangen hatte. Ginczek nahm den Ball an, sah Felix Klaus lossprinten und passte seinem Teamkollegen die Kugel genau in der richtigen Länge und Schärfe in den Lauf. Klaus zog auf und davon, überwand dann auch Arminia-Schlussmann Martin Fraisl mit einem harten Linksschuss zum zwischenzeitlichen 1:2.

„Den habe ich sehr gut getroffen“, schilderte Klaus später in der Interviewzone der Bielefelder Arena. „Aber so wie Ginni das gemacht hat – so einen Ball kriege ich nicht von jedem.“ Der 30-Jährige freute sich riesig für seinen Kollegen. „Ginni hat zuletzt so viel einstecken müssen, was vielleicht ein Stück drüber war“, meinte Klaus. „Er war so lange verletzt, aber heute hat man gesehen, was er uns geben kann. Er kann die Bälle festmachen, er ist ein richtiger Ochse geworden.“ Und dieses ungewöhnliche Prädikat war aus Klaus‘ Mund als dickes Lob zu verstehen.

Tatsächlich überzeugte Ginczek am Ostersonntag nicht nur durch seinen Traumpass, sondern insgesamt mit einer runden Vorstellung. Noch nicht in Glanzform, dafür fehlte die Krönung mit einem eigenen Treffer – aber endlich wieder auf dem Weg dorthin, wo er vor seiner schweren Verletzung beim Hinspiel in Heidenheim schon einmal war.

„Wir haben eine schwere Zeit für Daniel gesehen in den vergangenen Wochen und Monaten“, erinnerte auch Trainer Daniel Thioune. „Die Erwartungshaltung ist natürlich sehr groß, wenn man doch schon einmal häufiger in der Bundesliga spielen durfte. Verletzungen haben verhindert, dass er immer noch Bundesligaspieler ist. Aber mit dem Potenzial, das er besitzt, kann er einer Mannschaft sehr viel geben. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, ihm diese Möglichkeit zu geben.“

Thioune zeigte Verständnis dafür, dass Ginczek eine gewisse Anlaufzeit nach seiner Verletzung benötigte. „Es ist schwierig, immer nur über Einwechslungen sein Potenzial abzurufen. Gerade beim zweiten Tor hat man gesehen, wie viel Last von ihm abgefallen ist; seine Vorlage auf Felix Klaus war mit sehr viel Qualität behaftet. Es war von Daniel heute gefordert zu zeigen, was in ihm steckt, und das ist ihm gelungen. Ich bin froh, dass er wieder da ist, dass er gezeigt hat, dass er uns helfen kann.“

Wie beliebt der Stürmer bei seinen Mannschaftskameraden ist, kam in deren Kommentaren jedenfalls deutlich zum Ausdruck. „Ich habe mich sehr für Ginni gefreut“, gab der Torschütze zum 1:1, Emmanuel Iyoha, zu Protokoll. „Er hat die letzten Wochen richtig geackert, hat es sicher nicht einfach gehabt, musste sich immer ranbeißen. Und ich kann Bücher darüber schreiben, was es heißt, nach einer langen Verletzung wiederzukommen.“

„Emma“ dachte dabei auch an jenen bitteren Moment neun Tage zuvor zurück, als Ginczek im Topspiel gegen Hamburg die große Möglichkeit zum möglichen 3:2 liegengelassen hatte. „Einen Spieler seines Kalibers nimmt es dann auch mit, wenn alle darüber diskutieren, ob er den reinmachen muss“, sagte Iyoha. „Heute hat Daniel es richtig gut gemacht, er war dynamisch, agil, immer wieder anspielbar. Und wie er dem Felix das Ding auflegt – da sieht man, was er kann, was er draufhat. Seine bisherige Karriere kommt ja auch nicht von ungefähr.“

Für Fortuna wäre es eminent wichtig, wenn Ginczek den Aufwärtstrend von Bielefeld auf der Zielgeraden der Saison bestätigen und dann am besten mit eigenen Treffern krönen könnte. Damit Felix Klaus den „Ochsen“ so richtig abfeiern kann.