„Mein Herz schlägt für rot-weiß“

Jörg Emgenbroich ist der erste hauptamtliche Fanbetreuer von Fortuna Düsseldorf.

Düsseldorf. Das Spiel ist entschieden. Jens Langeneke hat - mit Glück - gerade den Nachschuss seines "Elfers" über die Linie gebracht. Fortuna führt 3:0 gegen Erfurt, und eigentlich könnte auch Jörg Emgenbroich etwas entspannter dasitzen. Stattdessen rutscht er unruhig auf seinem Sitz hin und her. Die geplante Kippenpause auf dem Oberrang fällt aus. "Angeblich wollen ein paar Erfurter von unseren Fans Zaunfahnen klauen", erzählt der 30-Jährige. Angeblich.

Das Gerücht hat im Block 42 der "Ultras" schnell die Runde gemacht, doch die Anhänger des Gäste-Teams tauchen natürlich nicht auf Düsseldorfer Seite auf. Der Fortuna-Fanbetreuer, "Spitzname Pejo", ist ganz froh über den Fehlalarm. Schließlich führen die Erfurter, was die "Fahnenwertung" angeht, bereits mit 2:0 - vor dem Anpfiff hatten Thüringer Anhänger auf dem Arena-Parkplatz zwei Düsseldorfern zwei Fahnen "gezockt". Nicht auszudenken, wenn das Diebesgut im Erfurter Block präsentiert worden wäre.

Wer mit Emgenbroich ein Fortuna-Spiel gucken will, der sieht nicht viel vom eigentlichen Spiel. Meist wuselt der 30-Jährige irgendwo in der Arena herum. Hier ein Gespräch mit dem Sicherheitsdienst oder dem "szenekundigen Beamten (SKB)" der Polizei über die aktuelle Lage im Stadion.

Da das Einteilen der faneigenen Ordner im Fortunablock oder der Austausch mit seinem Erfurter Amtskollegen Danilo Knieling. Das Geschehen auf dem Rasen? Fast Nebensache.

Gegen Erfurt durfte "Pejo" immerhin ein Tor bejubeln - live. "Manchmal verpasse ich auch alles", sagt der Student des Wirtschaftsrechts und irgendwie tut ihm das leid. Schließlich sei er in allererster Linie Anhänger der Fortuna. "Seit über 20 Jahren."

Und das, obwohl er eigentlich aus einem Elternhaus mit Gladbach- und Köln-Anhängern stammt. "Meine Oma hat sogar auf Borussias Geschäftsstelle gearbeitet. Mein Herz schlägt aber für rot-weiß." Jahrelang engagierte er sich ehrenamtlich in der Szene.

Seit dieser Saison darf er sich ganz offiziell Fanbetreuer des Vereins nennen - und das hauptamtlich. Für Emgenbroich ein Studentenjob, für die Fortuna eine Premiere. Das "Skandalspiel" in Essen im vergangenen Dezember war der Knackpunkt. "Danach musste etwas passieren", erinnert sich Emgenbroich.

Man habe sich zusammengesetzt, ein Konzept erarbeitet. Seit Juli ist er jetzt "im Dienst". Die Fortuna hat immer noch mit ihrem Image zu kämpfen, weiß auch der Fanbetreuer. Die Heimpartie gegen Erfurt ist als erste in dieser Saison vom DFB als Spiel "mit erhöhtem Sicherheitsrisiko" eingestuft worden - das gilt auch für praktisch alle Auswärtsauftritte der Düsseldorfer. Seit Dezember ist nichts mehr passiert, aber es könnte ja wieder, so die Sicht der Polizei und des DFB. So wird weiter daran gearbeitet, dass es ruhig bleibt.

Der Fanbetreuer sieht sich dabei vor allem als Vermittler. Das Modell der fanverwalteten "Support Area" (Block 41, 42 A + B) etwa, wo die "Ultras" für Stimmung sorgen und externe Ordner außen vor bleiben, habe sich bewährt und sei beispielhaft, so Emgenbroich. "Andere Vereine sind an diesem Konzept interessiert und wollen es übernehmen."

Gegen Erfurt stehen plötzlich trotzdem Polizeikräfte im Block. Beamte aus Aachen, die das erste Mal in dieser Saison in Düsseldorf im Einsatz sind. "Präsenz zeigen", heißt deren Devise. "Pejo" macht sich mal wieder auf den Weg: zum Einsatzleiter, zum Geschäftsführer, und versucht, zu vermitteln. Nach einer virtelstündigen Diskussion mit dem Ergebnis, dass ja keine Gefahr bestehe, ziehen die Beamten ab.

Es bleibt der einzige Aufreger an einem ruhigen Nachmittag. "Es lief ja wie erwartet. Das mit den geklauten Fahnen ist zwar ärgerlich, lässt sich aber nicht mehr ändern." Der Fanbetreuer fühlt sich ein bisschen wie ein Kindergärtner. Sein Traum für die Fortuna? Emgenbroich lächelt: "Ich will ja gar nicht wie andere vom Uefa-Pokal oder so reden. Ich würde mir einfach mal ein Auswärtsspiel vor 50 000 Zuschauern wünschen - davon 100 00 Düsseldorfer. 90Minuten Stimmung und am Ende gewinnt Fortuna mit 3:2."