Sascha Rösler: „Fortuna ist mein Glücksfall“
Sascha Rösler wollte im Westen bleiben und kam beim Düsseldorfer Zweitligisten unter. Gegen Augsburg könnte er am Freitag spielen.
Düsseldorf. Die Fortuna-Verantwortlichen haben die Länderspielpause genutzt. Der Fußball-Zweitligist absolvierte zwei Testspiele, und Sport-Geschäftsführer Wolf Werner brachte die Verpflichtung von Offensivspieler Sascha Rösler unter Dach und Fach, der vergangene Saison für 1860 München gespielt hat.
Weil der 32-Jährige zuletzt vereinslos war, ist er Freitag gegen den FC Augsburg (18 Uhr, Arena) schon spielberechtigt. Er sei fit genug und bereit, sagt Rösler im WZ-Interview.
WZ: Herr Rösler, wie haben Sie sich in der langen Zeit als "Arbeitsloser" nach dem Saisonende im Mai gefühlt?
Rösler: Es war schon eine ungewisse Zeit. Ich wusste nicht wirklich, wie es weitergeht. Natürlich hatte ich mir gewünscht, schon vor der neuen Saison wieder irgendwo unter Vertrag zu stehen. Aber ich wollte in meinem Alter auch in die Gegend gehen, wo ich mir meine Zukunft vorstellen kann. Deswegen ist die Fortuna jetzt für mich ein Glücksfall. Meine Freundin kommt aus Aachen, und da wollen wir uns etwas aufbauen. Ich pendle von da, das hatte ich damals in Mönchengladbach auch schon gemacht.
WZ: Bis dahin hingen Sie aber im luftleeren Raum.
Rösler: Juli, August und September waren drei lange Monate, in denen die anderen auch schon angefangen haben zu spielen und zu trainieren. Das erste Mal seit 15 Jahren zur Zeit des Saisonstarts nur vor dem Fernseher zu sitzen, war schon hart. Natürlich war es auch schön, mal Zeit für mich zu haben.
WZ: Wie haben Sie Ihr Leben in der Zeit denn organisiert?
Rösler: Ich habe mich in den Niederlanden bei Willem II fit halten dürfen. Das war wichtig, denn wenn man in der Phase kein Mannschaftstraining hat, dann wäre es noch schwerer geworden, woanders wieder einzusteigen. Ansonsten habe ich viel Golf gespielt (Handicap: 16,6), einige Zeit mit Familie und Freunden verbracht. Man merkt, dass Fußball dann auch nicht alles ist, auch wenn es mal eine Zeit lang so war.
WZ: Wie fit fühlen Sie sich denn jetzt?
Rösler: Ich bin fit genug, um auch gegen den FC Augsburg schon zu spielen. Einen Teil der Vorbereitung hatte ich bei Alemannia Aachen noch mitgemacht. Natürlich ist mein bisher letztes Pflichtspiel im Mai mit 1860 München schon eine Zeit lang her, und da fehlen dann sicherlich die Spielpraxis und das Gefühl dafür. Aber in meinem Alter habe ich die Erfahrung, mit der ich das wettmachen kann.
WZ: Wie viele Gedanken haben Sie sich denn in Ihrer langen Sommerpause darum gemacht, was nach dem Fußball kommen könnte?
Rösler: Diese Gedanken kommen automatisch, gerade weil ich die 30 schon überschritten habe und gerade in so einer Phase. Da dreht sich das Rad oben im Kopf. Aber es ist nicht einfach, denn manche Dinge kann man einfach nicht sofort starten, wenn man noch in der Karriere steckt. Konkret ist noch nichts angeleiert.
WZ: Zunächst sind Sie nun ja auch untergekommen. Wie fühlt es sich denn an, jetzt im Kreis von Kollegen zu sein, gegen die man zuletzt noch gespielt hat?
Rösler: Ein bisschen gewohnt bin ich das nach 15 Jahren Karriere ja schon. Ich bin selten in eine neue Mannschaft gekommen, wo ich von Anfang an beliebt war. Als Gegenspieler bin ich eben nicht so angenehm. Aber mit der Zeit lernt man sich kennen und merkt, dass die meisten Spieler außerhalb des Platzes eben ganz anders sind. Ein Vorteil ist für mich, dass ich mit Johannes van den Bergh in Gladbach, mit Jens Langeneke in Oberhausen, mit Christian Weber in Fürth und Sascha Dum in Aachen schon zusammen gespielt habe. Das erleichtert die Sache natürlich, und dann ist man ruck-zuck integriert.
WZ: Das zeigt auch die bunte Palette an Vereinen, die in Ihrem Lebenslauf stehen.
Rösler: Das stimmt. Ich bin natürlich auch schon eine ganze Ecke dabei.
WZ: Wie ordnen Sie sich denn in der Mannschaft positionsmäßig ein?
Rösler: Ich komme über die Laufbereitschaft und über den Einsatz, aber man sagt mir nach, ein guter Fußballer zu sein. Meine Lieblingsposition ist die zentrale Offensive, also um einen Mittelstürmer herum. Die so genannte hängende Spitze.
WZ: Den kommenden Gegner Augsburg kennen Sie aus der vergangenen Saison ebenso wie Ihr jetziges Team, wie schätzen Sie die Ausgangslage ein?
Rösler: Es war natürlich ein ganz wichtiger Sieg für die Fortuna in Osnabrück. Nach der starken vergangenen Saison waren sicherlich hier ein paar Gespenster in den Köpfen, die meinten, es müsste jetzt noch weiter nach oben gehen. Diese Euphoriewelle ist logischerweise abgeebbt. Und nach so einem schlechten Start greifen dann jetzt ein paar Mechanismen, da muss man erst mal rauskommen. Aber man hat ja schon gegen Bochum gesehen, dass die Mannschaft an sich glaubt und dass vom Kopf her alles stimmt. Am Freitag, wenn der Schiedsrichter anpfeift, zählt es wieder, denn die Augsburger haben eine sehr gute Mannschaft.
WZ: Worauf sind Sie am meisten gespannt in der Arena?
Rösler: Ich freue mich einfach - auf das tolle Publikum hier und dass ich wieder dabei sein darf. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, gehöre ich wieder dazu. Das hat mir schon gefehlt.