Wimbledon-Reise für Petkovic zu Ende
London (dpa) - Erst knallte Andrea Petkovic den Schläger auf den Heiligen Rasen und schimpfte wie ein Rohrspatz, dann vergoss sie Tränen der Enttäuschung. Einen Tag nach Sabine Lisickis Gala-Auftritt ist der Siegeszug von Deutschlands bester Tennisspielerin in Wimbledon jäh gestoppt worden.
Petkovic musste mit dem 4:6, 6:7 (2:7) gegen die russische Außenseiterin Xenia Perwak bei ihrem Drittrunden-Debüt an der Church Road das bittere Aus hinnehmen. „Heute ging einfach gar nichts. Das ist sehr enttäuschend bei einem Grand Slam“, schluchzte Petkovic vier Stunden nach der frustrierenden Niederlage in der Pressekonferenz.
Immer wieder wischte sich die 23-Jährige die Tränen aus dem Gesicht und haderte mit der verpassten Chance. „Ich habe mich einfach grottenschlecht bewegt“, sagte Petkovic, die mit dem grünen Gras noch immer nicht ihren Frieden gemacht hat: „Ich hatte so ein bisschen die Hoffnung, dass ich den Fluch in mir drin ablege.“ Doch daraus wurde nichts. Zu groß war der Druck, den sie sich auch selbst gemacht hatte. „Ich muss noch geduldiger mit mir sein“, sagte die Weltranglisten-13.
Ihre unerwartete Niederlage war in Wimbledon der erste Rückschlag für die bis dahin so furios auftrumpfenden deutschen Fed-Cup-Damen. „Sie hat nicht frei aufgespielt. Sie hat zwar alles versucht, aber es hat leider nicht gereicht“, sagte Fed-Cup-Kapitänin Barbara Rittner.
Dabei hatte sich Petkovic einen Tag nach Lisickis Sensationscoup über French-Open-Siegerin Li Na viel vorgenommen. Doch gegen die Nummer 89 der Tennis-Welt fand Petkovic fast nie ihren Rhythmus. Gleich ihr erstes Aufschlagsspiel gab sie gegen Perwak mit leichten Fehlern ab, diesem Rückstand lief die Hessin vergeblich hinterher. Beim Stand von 3:4 donnerte die Weltranglisten-13. ihr Racket wütend auf die Tennistasche, auch eine Toilettenpause und ein Schlägerwechsel nach dem ersten Satz halfen nichts.
Ihre Fehlerquote blieb hoch, am Ende standen 27 „Unforced Errors“ zu Buche. Selbst ein Zwischenhoch von zwölf Punkten in Serie zum 5:4 im zweiten Durchgang gab Petkovic keine Sicherheit. Dies zeigte sich auch bei ihren beiden Satzbällen, als die Straßburg-Siegerin nicht konsequent genug agierte. Am Ende musste der Tiebreak entscheiden - und dort hatte Perwak nach 1:37 Stunden die besseren Nerven.
Für Petkovic bedeutet das Drittenrunden-Aus das schwächste Abschneiden bei den diesjährigen Grand-Slam-Turnieren. In Melbourne und Paris hatte die 23-Jährige jeweils das Viertelfinale erreicht. Nun vertreten nur noch ihre Fed-Cup-Kolleginnen Lisicki und Julia Görges das deutsche Tennis in Wimbledon. Die Bad Oldesloerin Görges trifft am Samstag auf die starke Slowakin Dominika Cibulkova, Himmelsstürmerin Lisicki auf die Weltranglisten-133. Misaki Doi.