Testspiel gegen Saudis umstritten
Heute letzter Auftritt vor der WM in Leverkusen. Özil fehlt verletzt.
Eppan. Vor der WM steht heute (19.30 Uhr/ARD) in Leverkusen erst noch die Generalprobe gegen Saudi-Arabien an. „Wir brauchen nicht den absoluten Topgegner“, sagte Bierhoff, während Bundestrainer Joachim Löw erklärte, der Gegner verkörpere eine „Mentalität und Spielweise, die wir nicht so gut kennen“. Gleichwohl bleibt der Weltranglisten-67. auf dem Papier der mit Abstand schwächste aller WM-Teilnehmer, und so steht die Konstellation unter dem Bayer-Kreuz für den schwierigen sportpolitischen Kontext, im dem sich die Nationalmannschaft bewegt. Und so lange Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Besuch beim Weltmeister wie vergangenen Sonntag neben einem vor Stolz platzenden Verbandspräsidenten Reinhard Grindel zu beidseitigen PR-Zwecken nutzt, sind Sport und Politik nicht sauber zu trennen.
Das heutige Länderspiel führt wieder nahe an einer Konfliktlinie entlang, denn Saudi-Arabien ist Deutschlands zweitwichtigster arabischer Handelspartner. Deutschland seinerseits tritt als drittgrößter Lieferant in ein Land auf, in dem freie Meinungsäußerung nur teilweise möglich, öffentliche Religionsausübung für Nicht-Muslime verboten ist. Frauen dürfen erst seit diesem Jahr überhaupt den Fuß in ein Fußballstadion setzen, was schon als bemerkenswerter Fortschritt gilt. Auch für DFB-Direktor Bierhoff. Der 50-Jährige argumentiert, dass die Botschaft in Riad und das Auswärtige Amt letztlich zu dieser Partie zugeraten hätten und verweist auf einen „Öffnungsprozess“ im Königreich, „den wir mit Bildern aus einem Familienstadion fördern wollen“. Keine grundsätzlichen Einwände erhob auch Sylvia Schenk, Leiterin von Transpareny International. Und Grindel beteuerte kürzlich, Saudi-Arabien befände sich in einem „bemerkenswerten Prozess der Öffnung“.
Mesut Özil wird das alles wenig interessieren. Zu den Rückenproblemen hat sich eine Knieprellung gesellt. Es besteht zwar „keine Gefahr für die WM“, sagte Bierhoff, aber ein Einsatz ist nicht ratsam. So umgeht der Deutsch-Türke womöglich das nächste Pfeifkonzert, nachdem der 29-Jährige am Medientag im Gegensatz zu Ilkay Gündogan nichts zur Klarstellung wegen der Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan unternehmen wollte. Aus Sicht von Bierhoff ist in dieser Causa jedoch genug unternommen worden. „Was ich den beiden Spielern sage, ist, hakt es ab, beschäftigt euch damit nicht.“ Stattdessen müsse endlich der Teamgedanke in den Vordergrund rücken: „Auch wenn irgendetwas verkehrt gelaufen ist. Wir werden nichts mehr machen. Außer gut Fußball spielen.“