Finanzkrise: Am Rande der Rezession

IWF und DIW sehen deutliche Bremsspuren bei der Konjunktur in Deutschland.

Berlin/Washington. Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland verliert im Angesicht der Finanzkrise spürbar an Kraft - das Ausmaß ist unter Experten aber umstritten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) in Washington prophezeite eine Stagnation für das kommende Jahr.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet dagegen noch ein Wachstum von einem Prozent und trat Sorgen vor einer Rezessionsgefahr entgegen. Die Folgen der Finanzkrise seien beherrschbar und griffen vorerst nicht auf die übrige Wirtschaft außerhalb der Bankenbranche über, erläuterte das DIW. Die Krise tauge auch nicht als Begründung für andere wirtschaftliche Probleme.

"Was wir im Augenblick in der Wirtschaft sehen, sind zwei Welten", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Neben einer der heftigsten Finanzmarktkrisen der vergangenen Dekaden gebe es die reale Welt, die weiter funktioniere, auch wenn sie sich jetzt hin zu niedrigeren Wachstumsraten bewege.

In Deutschland neige sich der Aufschwung generell dem Ende zu. Für dieses Jahr erwartet das DIW noch 1,9Prozent Wachstum und senkte damit die bisherige Prognose vom Juli ab, die 2,7 Prozent ergeben hatte. Für 2009 rechnen die Experten nun mit etwas weniger als den bisher kalkulierten 1,2 Prozent.

Der IWF erwartet für 2008 in Deutschland noch ein Wachstum von 1,8 Prozent. Die globale Erwartung für 2009 senkte er von 3,9 auf 3,0 Prozent ab. Das wäre der geringste Zuwachs seit sechs Jahren. "Angesichts der gefährlichsten Finanzkrise in etablierten Märkten seit den 30er Jahren beginnt für die Weltwirtschaft ein deutlicher Abschwung." V

iele große Industrieländer steckten entweder bereits in einer Rezession oder seien kurz davor. In Großbritannien, Spanien und Italien werde die Wirtschaft demnach im nächsten Jahr schrumpfen. Für die USA als Ausgangspunkt der Finanzkrise sei 2009 noch ein Plus von 0,1 Prozent zu erwarten, in der Eurozone von 0,2 Prozent. In China rechnen die Experten dagegen mit einem robusten Wachstum von 9,3 Prozent im kommenden Jahr, in Indien von 6,9 Prozent.