Finanzkrise: Die Billionen-Euro-Garantie

Steinbrück sichert die Ersparnisse der Deutschen. Um welche Summe es im Ernstfall gehen würde, scheint er selbst nicht so genau zu wissen.

Berlin. So ganz wissen sie offenbar nicht, was sie tun: Die Bundesregierung garantierte am Wochenende über die bestehenden Sicherungsfonds der Banken hinaus allen privaten Sparern den Bestand ihrer Geldeinlagen bei Finanzinstituten. Obwohl sie dafür also für einige Jahre den kompletten Bundeshaushalt verpfändet hat, weiß sie nicht, für welche Vermögenssumme sie bei den Sparern denn nun im Ernstfall gerade steht - die freilich dann über Steuern die Last wieder selber zu tragen hätten.

Zunächst sprach Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) von 568 Milliarden Euro, dann von mehr als einer Billion Euro. Angesichts der weltweiten Bankenkrise, bei der es inzwischen um furchterregende Summen geht, ist offenbar auch das Verhältnis der Bundesregierung zu Milliarden-Summen etwas durcheinander gekommen.

Eigentlich aber braucht die Regierung nur die Bundesbank zu fragen, wie viel Geld die Sparer bei Banken liegen haben. Die weiß es recht genau. Und obendrein hatte Steinbrück am Wochenende einen direkten Draht zu seinen Frankfurter Finanzexperten.

Sie saßen am Sonntag bei der Krisensitzung über die Zukunft der Immobilienbank Hypo Real Estate mit am Tisch. Aber bei Steinbrück war schon in der vergangenen Woche zu sehen, dass ihn die Finanzmarktkrise gelegentlich zu überfordern scheint. Da sprach er tagelang von "Abwicklung" der Hypo-Bank, als es vielmehr um deren Stabilisierung ging.

1,672 Billionen Euro horten laut einer Statistik der Bundesbank die Deutschen an reinem Geldvermögen bei Banken. Davon sind 1,282 Billionen Euro kurzfristige Einlagen, also zum Beispiel Termineinlagen wie Festgelder. Genau dieses Vermögen garantiert die Bundesregierung, wenn sie von Sichteinlagen (Girokonto-Guthaben), Termingeldern und Spareinlagen spricht.

Ganz arm wären die Deutschen bei einem Komplett-Verlust dieses Geldvermögens übrigens noch nicht. Bei Investmentfonds parken sie noch einmal 545 Milliarden Euro, bei Versicherungen - vor allem Lebensversicherungen - satte 1,199 Billionen Euro und an Wertpapieren (Aktien, Rentenpapieren) 931 Milliarden Euro.

Die Finanzkrise in Form von drastischen Rückgängen der Börsenkurse trifft die Deutschen vergleichsweise moderat. Denn an Aktien-Vermögen besaßen sie 2007 nur 393 Milliarden Euro. An allen diesen Vermögenswerten (Geld plus Wertpapiere) hatten die Deutschen bis Ende des vergangenen Jahres 4,564 Billionen Euro angehäuft - brutto allerdings, ohne Abzug der Kredite.

Die Garantie der Bundesregierung umfasst also ungefähr ein Drittel des Geldvermögens der Deutschen. Bei Anlagen in Aktien, Investmentfonds, festverzinslichen Anleihen, Zertifikaten oder anderen Beteiligungen gilt sie nicht.

Bei Aktien oder Fondsanteilen ist das allerdings nicht relevant, da sie auch im Fall einer Bankpleite im Besitz des Kunden bleiben. Vermögen in Versicherungen (Altersvorsorge, Riester-Verträge) sind ebenfalls von der Garantie nicht erfasst. Sollte aber ein Versicherer pleite gehen, springt die Protektor AG ein - die Auffanggesellschaft der deutschen Lebensversicherungen.

Dem Vermögen der privaten Haushalte stehen Kredite in einer Gesamthöhe von immerhin 1,547 Billionen Euro gegenüber. In der Rechnung nicht enthalten sind immobile Vermögenswerte wie Häuser und Grundstücke.