Stadtwerke sind jetzt für Eon tabu

Der Bundesgerichtshof stärkt den Verbrauchern den Rücken. Den Energieriesen ficht das kaum noch an.

Düsseldorf. Den Verbrauchern haben die Richter am Bundesgerichtshof mit ihrem Urteil den Rücken gestärkt und den Wettbewerb befördert - im Grundsatz jedenfalls. Die Energieriesen Eon und RWE dürfen sich künftig nicht mehr an Stadtwerken beteiligen und somit ihren Einfluss von der Erzeugung über die Weiterverteilung bis zum Endkunden geltend machen.

Für die Richter in Karlsruhe agieren Eon und RWE wie Oligopolisten, bilden also quasi zu zweit ein Kartell. Die übrigen Anbieter wie EnBW, Vattenfall oder Ausländer nehmen sie ausdrücklich aus. Diese könnten gegen die beiden keinen ausreichenden Wettbewerbsdruck aufbauen. EnBW, das eine Beteiligung an den Düsseldorfer Stadtwerken hält, dürfte also keine Schwierigkeiten bei weiteren Käufen haben. Gleiches gilt für Ausländer, wie beispielsweise die Belgier, die sich in Wuppertal beteiligt haben.

Doch was der BGH entschied, ist eigentlich nur noch ein Streit um des Kaisers Bart. Fünf Jahre sind vergangen, seitdem das Bundeskartellamt dem größten deutschen Strom- und Gaskonzern eine Minderheitsbeteiligung an den Stadtwerken Eschwege untersagte. Der Fall ging an die Gerichte, weil Eon damals eine grundsätzliche Entscheidung herbeiführen wollte.

Inzwischen haben sich nicht nur die Strommärkte gewandelt, sondern auch die Strategien der Konzerne. Die Bundesnetzagentur achtet peinlichst darauf, dass die Stromriesen bei der Netzdurchleitung die Konkurrenz nicht benachteiligen. An der Durchleitung von "fremdem" Strom, früher ein lukratives Geschäft, verdienen die Betreiber immer weniger Geld.

Völlig überraschend kündigte Eon Anfang dieses Jahres an, seine Stromnetze abgeben zu wollen. Hintergrund: Eon will einem langwierigen Streit mit der EU-Wettbewerbsbehörde aus dem Wege gehen und eine Kartellstrafe vermeiden. Das Brüsseler Paket sieht zudem die Abgabe von Kraftwerks-kapazitäten vor. Sowohl für die Eon-Stromnetze wie auch für die Kraftwerke sollen Interessenten Schlange stehen.

Stadtwerke beziehungsweise der Ausbau von Beteiligungen an selbigen spielen in der Akquisitionsstrategie von der Düsseldorfer Eon heute keine Rolle mehr. Eon-Chef Wulf Bernotat setzt inzwischen auf eine andere Karte: den Ausbau der Erzeugung und die weitere Internationalisierung des Geschäfts.