Biennale: Perfekt inszenierte Erwartung

Kunst aus 77 Ländern gibt es ab morgen in Venedig zu sehen. Iza Genzken vertritt Deutschland.

Venedig. Die 52. Biennale von Venedig, die letzte große Kunstausstellung mit nationaler Repräsentation, wird morgen eröffnet. 77 Länder machen mit. Deutschland wird von Isa Genzken vertreten, der einstigen Meisterschülerin an der Kunstakademie Düsseldorf und Ex-Ehefrau von Gerhard Richter. Sie setzt sich wie all ihre Vorgänger zunächst einmal mit dem deutschen Pavillon auseinander, der 1909 entstand und von den Nazis aufgerüstet wurde. Dieses monumentale Bauwerk hat sie verhüllt, zu einer Baustelle verunstaltet. Das ist für Außenstehende weniger witzig als für Deutsche.

Um Politik geht es Isa Genzken nicht, eher um ein Vexierspiel von drinnen und draußen, um bloße Oberflächen und eine Ästhetik postmoderner Doppeldeutigkeiten, deren Deutung dem Kombinationsvermögen des Betrachters überlassen ist. Kitschfigur und Campingstühle, Plastikpuppen und zusammengepappte Objekte erhalten unter der alles überstrahlenden Sonne zwar einigen Glanz aber wenig Sinn. Dies ist trendy und schick.

Das Beste ist der Außenraum. Ein Stahlgerüst überragt das Gebäude, ein roter Vorhang aus lochgerastertem Baumaterial ist durchlässig genug, um einerseits den Pavillon und andererseits die Repliken von Majolika-Plastiken des berühmten Florentiners Andrea della Robbia zu betrachten. Manche Gäste entdecken die Madonnen aus der Berliner Manufaktur erst, wenn sie den Pavillon verlassen haben und zurückschauen, so unscheinbar sind sie.

Ins Innere hineinzukommen, ist nicht so einfach. Auch das scheint, zumindest seit dem genialen Gregor Schneider, typisch deutsch zu sein. Nur 25 Leute werden gleichzeitig eingelassen, obwohl viel mehr Menschen Platz hätten. Der Vorraum ist als Spiegelkabinett mit grünlichem Glas ausgekleidet, das sich unendlich bricht und den Raum optisch erweitert. Bei jedem Öffnen der Eingangstür und bei jedem Durchblick in die Innenräume ändert sich das Aussehen dieses Foyers. Die Atmosphäre einer freudigen Erwartung kann kaum besser inszeniert sein.

Die Ausstellung selbst wird diesen Erwartungen nicht gerecht. Sie hat nichts von der Größe des kleinen Vorraums und auch nichts von der Kunst ihrer Vorgänger, den zerstörerischen Zeichen eines Hans Haacke, der die Besucher durch ein Trümmerfeld führte, nichts vom klaustrophobischen Verwirrspiel des Gregor Schneider, nichts vom Spiel mit der Sonne als Bildzeichnung auf den Gemälden des Sigmar Polke. Die Schau im Innern ist konfus, irgendwie beliebig, versehen mit spielerischen Details, deren Regeln wir nicht durchschauen.

Termin Geöffnet ist die Schau vom 10. Juni bis 21. November, täglich 10-18 Uhr, die Giardini sind montags geschlossen, das Arsenal dienstags.

Ausstellungsorte Die 77 Länderbeiträge sind in den Pavillons der Giardini und an einzelnen Stätten in der Stadt zu sehen.